Genug von eiskalt gekühlten Casinos von Las Vegas? Im Valley of Fire findest du genau das Gegenteil von der Kunstwelt der Glitzerstadt: harte Felsen, heiss wie Herdplatten. Es liegt quasi im Hinterhof der Spielerstadt, nur eine Fahrstunde entfernt. Wenn du noch 15 Dollar übrig hast, gib sie für den Eintritt in Nevadas grösstem State Park aus: denn hier zählen Naturliebhaber zu den Gewinnern. Ein Farbenspiel, als hätte jemand mit Photoshop bereits den Kontrast verschärft.
Feuer und Flamme für die Natur
Am besten entflieht man Vegas in den Morgenstunden. Wenn die Gambler noch in ihren Betten liegen, hat man das Naturereignis für sich. Und noch aus einem anderen Grund: gegen Mittag klettern die Temperaturen. Und du erlebst am eigenen Leib, dass der Name kein Marketing-Gag ist: das Valley of Fire steht förmlich in Flammen! Die Warnschilder vor Hitzeschlag sind kein Gag, und Trails wie Fire Wave und Seven Wonders können in den Sommermonaten aus Sicherheitsgründen zu sein. Wer keine Wasserflasche dabei hat, gehört zu den Verlierern. Ironischerweise war es die Erosion durch Wasser, was die Felsen rot färbte.




Täglich geöffnet – seit 150 Mio. Jahren
Lange bevor Vegas zum Touristen-Mekka wurde, nämlich am Ostersonntag 1934, war dieses Wüsten-Einod schon ein State Park. Und wie meist in den von der Regierung unterhaltenen Parks darf man sich über tadellose Wege, verständliche Beschilderung und saubere Toiletten freuen.

Immer wieder liest man in den Bewertungen: „Damit hatten wir nicht gerechnet!“ Natürlich, wir sind ja auch keine Geologie-Gelehrten. Auf so einen Anblick kann einen nur ein jahrelanges Studium vorbereiten: Steinschichten aus Kalkstein, Schiefer und Kongomeratgestein schieben sich übereinander zu komplexen Mustern wie ein Zauberwürfel, wenn die Steine nicht in der richtigen Position sind. Ich bin versucht, mit der Hand über das abgeschliffene Gestein zu streicheln wie über den Schenkel einer wohlgeformten Marmorstatue.
Die Augenzeugen, die vor 150 Millionen Jahren dabei waren, als sich Wanderdünen in bizarr geformten Sandstein verwandelten, sind ausgestorben: die Dinosaurier. Und die ersten Ureinwohner, die schon da waren, lange bevor Kolumbus in Amerika ankam, sind wegen Wassermangels weggezogen.
Fun-Fact für Trekkies
Dieses geologische Never-Neverland sieht aus wie ein anderer Planet. Das dachte auch Captain Kirk, als er den cremefarbenen (weil aus Quarzsand) Silica Dome entdeckte – in „Star Trek – Generations“. Zum Leidwesen der Fans musste der Captain der Enterprise ja im Valley of Fire sterben – die Brücke, von der er stürzt, steht am Old Arrowhead Trail (biege beim John G. Clark Memorial Clark Cross auf einen kurzen Loop nach Osten ab).
Fire Wave bei Sundown
Die Ureinwohner vom Stamm der Anasazi hinterliessen auf dem Wüstenlack Petroglypen, die wir nun enträtseln dürfen. Deutlich erkennen kann ich nur das hier heimische Wüstendickhornschaf. Der Mouse’s Tank ist ein natürliches Becken, in dem sich Regenwasser sammelt. Wahrscheinlich haben darum die Anasazi dort den Felsen graviert: um sie als zuverlässige Quelle zu kennzeichnen. Wer zuerst kommt, malt zuerst!

Wenn die Schatten länger werden, gibt’s die schönsten Bilder: die Strahlen der sinkenden Sonne werden von den blankpolierten Felsen wie mit Reflektoren zurückgeworfen, und das Tal wird in flammendes Rot getaucht. Jemand schrieb auf Tripadvisor: „Brutal schön!“ Ja, das trifft es. Das sagen mir auch meine brennenden Waden, die gegen das Gehen im weichen Sand protestieren.
Ein Abstecher zum Hoover-Dam
Der kürzere Weg führt über die Interstate 15. Auf der längeren Strecke über Highway 11 gibt’s als Erlebnis-Plus den Hoover Dam. Die imposante Talsperre staut den Colorado auf der Grenze von Nevada zu Arizona. Unbedingt bei der Mike O’Callaghan Brücke parken – mit 270 Metern eine der höchsten der Welt – und zu Fuss bis zur Mitte. Dort gibt’s den besten Blick auf den Damm – und ein Déjâ-vu noch dazu, weil du das Bauwerk in vielen Filmen gesehen hast. Genau: „Superman“ musste die berstende Staumauer zusammenhalten.
Valley of Fire: Trail-Tipps
- Fire Canyon Road: der Scenic Drive zwischen Visitor Center und White Domes stimmt dich im klimatisierten Wagen auf das Outdoor-Erlebnis ein.
- Elephant Rock: wohl auch darum der meist fotografierte Felsbrocken, weil er bequem an der Hauptstrasse liegt, über den Arrowhead Trail ohne übermässiges Schweissvergiessen zu erreichen. Der vom Windschliff geformte Rüssel lässt sich mit etwas Fantasie erkennen.
- White Domes Loop: Filmliebhabern ans Herz gelegt. Vorher noch den Western-Hit The Professionals (Die gefürchteten Vier) ansehen. Denn die telegene Steinmauer, die sich plötzlich aus dem Sand erhebt, haben die Set-Designer stehen lassen. Hier versuchte Claudia Cardinale den beinharten Burt Lancaster zu verführen, der gegen ihren Charme immun ist. Den Filmkonstrukteuren verdanken wir den Picknick-Platz an der Stelle der Hazienda, die die „Gefürchteten Vier“ im Handstreich einnehmen.
- Beehives: nach Bienenstöcken benannte Formationen, an Wabenmuster erinnernd. In ihrer Umgebung finden sich auch versteinerte Baumstämme – 225 Millionen Jährchen alt.
- Fire Wave Trail: nur zwei Kilometer kurz. Klingt nach wenig, das Gehen im weichen Sand lassen es länger wirken.
Hier geht’s zur offiziellen Valley of Fire Trail-Karte (Stand Mai 2024).
Extra-Tipps für den Tagesausflug
- Weil die Wanderstrecken so kurz sind, passen sie auch in den Halbtagesausflug.
- Als beste Reisezeit gilt März – Mai und Oktober – November. Trotz Tagestemperaturen von 47 Grad im Sommer: in den Canyons bleibt‘s angenehm kühl.
- Es gibt zwei einfache Stellplätze für Camper – sollten vorzeitig reserviert werden.
Bild- und Videoquellen: Roland Schäfli, Ferris Bühler, Unsplash.