Nass, grau, grusig: Im November hat man wirklich keine Lust, spazieren zu gehen. Vor allem dann nicht, wenn der weisse Nebel die Weitsicht versperrt. Das ist aber kein Grund, sich zu Hause zu verkriechen, denn wir schaffen euch einen Ausblick. Die Schweiz hat zahlreiche Ausstellungen zu bieten, bei denen man dem schlechten Wetter entkommt und in eine immersive neue Welt eintauchen kann. Das sind unsere Tipps für Indoor-Aktivitäten (ohne Sport).
Eine Punktlandung für Kunstfans: Fondation Beyeler (Basel)
Gelb, von schwarzen Polkadots umgeben, wie Tentakel schlängeln sich die Arme durch den Raum: Yayoi Kusama hat sich weltweit einen Namen mit ihrem ikonischen Kunststil gemacht und kann derzeit in Basel in der Fondation Beyeler betrachtet werden. Aber das berühmte Museum hat auch ohne Gelbstich einiges zu bieten. Hier hängt Kunst von Paul Klee, Edgar Degas und Paul Cézanne. Ein Must für alle, die sich gerne in der Moderne zwischen Farbklecksen und Tupfer verlieren.
Für alle, die einen Filter brauchen: Haus der elektronischen Künste (Basel)
Im Haus der elektronischen Künste verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Pixelwelt. Hier summt, flimmert und reagiert alles – Kunst wird programmiert, ein Code wird zum Pinselstrich. Das HEK widmet sich den kreativen Seiten der Digitalisierung und zeigt, wie Technologien unsere Wahrnehmung verändern. Im Jahr 2025 steht vor allem KI in der Kunst im Vordergrund. Algorithmen malen, Maschinen komponieren, und Besucher:innen werden Teil des Dialogs zwischen Mensch und Maschine. Wer also wissen will, wie sich Zukunft anfühlt, bevor sie Alltag wird, sollte hier vorbeischauen – WLAN inklusive.
Für alle, die nicht nur auf der Couch sitzen: Vitra Museum (Weil am Rhein)
Der ikonische Vitra Stuhl ist mehr als ein Möbelstück. Wer Design erleben will, der findet im Vitra Design Museum einen Ort, an dem Funktionalität und Schönheit neu gedacht werden. Zwischen ikonischen Möbelstücken und futuristischen Installationen verschwimmen hier Architektur, Kunst und Alltagskultur. Die von Frank O. Gehry entworfene Gebäudeform wirkt selbst wie ein Kunstwerk, das sich mit jedem Schritt neu zeigt. Aktuell widmet sich das Museum in der Ausstellung Catwalk – The Art of the Fashion Show der Inszenierung von Mode: grelles Licht, dröhnende Musik, vibrierende Räume – und die Erkenntnis, dass eine Modenschau weit mehr ist als Stoff auf Laufstegen.
Zeitreisen, statt November Blues flüchten: Lichthalle MAAG (Zürich)
Mitten im Industriequartier sorgt die Lichthalle MAAG für Gänsehaut – und das ganz ohne Kälte. Derzeit beschäftigt sich das Museum mit der Frage: Wie war es an Bord der Titanic eigentlich wirklich? Umgeben von 40 Projektoren, raumfüllendem Sound und aufwendigen Lichtinstallationen taucht man mitten in die Geschichte ein, während interaktive VR-Elemente den Spaziergang durch die Gänge des „unsinkbaren“ Ozeanriesen ermöglichen. Statt Nebel und Regen gibt’s hier stürmische Gefühle – und eine Zeitreise in die Tiefen der Vergangenheit.
Nebel im Rahmen betrachten: Kunsthaus Zürich (Zürich)
Die immersive Ausstellung Glacier Dreams von Refik Anadol im Kunsthaus ist ein absolutes Highlight für alle, die Kunst 360° erleben wollen. Anadol hat sich in dem Raum mit der Klimakrise auseinandergesetzt und bringt das Thema auf ästhetische Weise auf die Wand. Doch das Kunsthaus hat noch viele weitere Räume, die perfekt sind, um dem schlechten Wetter zu entkommen. Im Pixelwald taucht man in eine Lichtwelt ein und lässt sich von Musik umhüllen, während Werke von Monet den Nebel zwar auch darstellen, aber immerhin im geheizten Raum.
Blitze sehen und nicht nass werden: Technorama (Winterthur)
Im Swiss Science Center Technorama wird Wissenschaft zum Erlebnis – und zwar zum immersiven. Hier geht es nicht ums Zuschauen, sondern ums Mitmachen: Stromkreise bauen, Magnetfelder spüren, Blitze erzeugen oder im Nebelraum verschwinden. Besonders in den kalten Monaten macht das Indoor-Abenteuer doppelt Spass – denn zwischen Lichtspielen, Düften, Wind und Wasser wird jedes Element greifbar. Wer mag, kann sich durch die neu gestalteten Themenwelten treiben lassen und entdeckt, dass Physik und Naturphänomene nicht trocken, sondern faszinierend sinnlich sein können.
Für alle, die geghostet wurden: Museum für Kommunikation (Bern)
Manchmal sagt Funkstille mehr als tausend Worte. Genau darum geht es im Museum für Kommunikation in Bern. Zwischen alten Telefonen, Chatverläufen und interaktiven Installationen zeigt das Haus, wie Menschen miteinander reden, schreiben – oder eben schweigen. Die Ausstellungen sind spielerisch, humorvoll und oft überraschend persönlich: Hier lernt man, warum Emojis manchmal mehr ausdrücken als Briefe, und wie sich Nähe trotz Distanz verändert. Wer also das Gefühl kennt, in den digitalen Untiefen einfach „geghostet“ worden zu sein, findet hier Trost – und vielleicht auch ein Augenzwinkern.
Für alle, die lieber drinnen glänzen: Musée Ariana (Genf)
Zwischen Glas, Porzellan und Lichtreflexen: Das Musée Ariana in Genf widmet sich der faszinierenden Welt der Keramik und Glaskunst. Wer beim Anblick des Nebels draussen lieber auf funkelnde Transparenz setzt, findet hier Zuflucht. In den hohen Sälen treffen historische Sammlungen auf moderne Formen – mal verspielt, mal streng, aber immer mit einem Hauch Eleganz. Der prachtvolle Bau aus dem 19. Jahrhundert wirkt fast wie ein Palast für stille Stunden, ideal, um dem grauen November zu entkommen und in eine Welt aus Farbe, Form und Feingefühl einzutauchen.
Vitamin C(olor): Kunstmuseum (Luzern)
Im vierten Stock des Kultur- und Kongresszentrums KKL liegt eines der schönsten Refugien gegen graue Tage: das Kunstmuseum Luzern. Während draussen der Nebel über dem Vierwaldstättersee hängt, öffnet sich hier ein weiter Blick über Stadt und Wasser – ganz ohne kalte Füsse. Das Museum zeigt wechselnde Ausstellungen mit internationaler und Schweizer Kunst, von klassischen Gemälden bis hin zu zeitgenössischen Installationen. Zwischen Licht, Leinwand und klarer Architektur lässt sich hier wunderbar abschalten, nachdenken – und kurz vergessen, dass draussen November ist.
Als Tapetenwechsel: Stiftsbibliothek St. Gallen (St. Gallen)
Wer an grauen Tagen Zuflucht sucht, findet sie in der Stiftsbibliothek St. Gallen – einem Ort, der so still und eindrucksvoll ist, dass selbst der Regen davor ehrfürchtig verstummt. Zwischen barocken Holzgalerien, kunstvollen Fresken und jahrhundertealten Folianten fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Hier riecht es nach Geschichte, Leder und altem Papier – ein Duft, der Wärme spendet, wenn draussen der Wind pfeift. Besonders im Winter entfaltet die Bibliothek ihre ganze Magie: goldener Glanz, sanftes Licht und das Gefühl, in einem lebendigen Märchen zu stehen.
Für alle, die lieber lachen als frieren: Chaplin’s World (Vevey)
Zwischen alten Filmkulissen, Requisiten und Projektionen taucht man in Chaplin’s World direkt in das Leben des berühmtesten Stummfilmstars ein. In seiner ehemaligen Villa über dem Genfersee treffen Humor, Nostalgie und Filmkunst aufeinander – perfekt für graue Tage, an denen man etwas Leichtigkeit gebrauchen kann. Besucher:innen spazieren durch nachgebaute Studios, erleben die Magie des Kinos hautnah und entdecken Chaplins private Seite zwischen Wohnzimmer und Leinwand. Ob Slapstick oder stilles Staunen: Hier verlässt man das Museum garantiert mit einem Lächeln.
Titelbild (c) YAYOI KUSAMA Foto: Mark Niedermann



