Irland bietet als Wanderdestination eine Vielzahl an Möglichkeiten. Einmalig wird die Destination durch die landschaftliche Vielfalt, die herzlichen Gastgeber und die gesellige Atmosphäre beim Pub-Besuch am Ende eines langen Tages. Doch wie gelingt eine Wanderreise in Irland? Welche Details musst du beim Wandern in Irland beachten? Hier eine Übersicht der wichtigsten Themen.
Landschaft
Zwei historische Faktoren prägten Irlands Landschaft nachhaltig.
- Das britische Empire rodete für den Aufbau der Royal Navy einen Grossteil der irischen Wälder. Irland verfügt bis heute nur über wenige intakte Waldgebiete.
- Durch das feuchte Klima und die kargen Böden setzte sich die effiziente Viehzucht gegenüber dem ressourcenintensiven Ackerbau durch. Dies führte dazu, dass die meisten Weideflächen in Privatbesitz sind – wichtig für Wanderer, da der Durchgang nur mit Einverständnis der Landbesitzer möglich ist.

Stell dich bei einer Wanderung in Irland auf folgende Besonderheiten ein:
Vielfältiges Terrain
Saftig grüne Wiesen erwarten dich in Irland genauso wie pechschwarze Moore. Ginster strahlt in der Sonne und Orchideen wiegen sich im Wind. Zu einer Wanderung in Irland gehören aber auch kleine Nebenstrassen, bequem zu begehende Landwirtschaftswege und felsige Pfade.
Wechselhaftes Wetter
Aufgrund der Nähe zum Golfstrom ist das Klima in Irland das ganze Jahr durch relativ mild. Allerdings kann es häufig und intensiv regnen. Die Iren sagen bei schlechtem Wetter “It is going to be wet.” Das darfst du ruhig wörtlich nehmen, denn der Regen kommt dir gerne auch mal horizontal entgegen.
Zäune, Zäune, Zäune
Die Schafweiden werden von charakteristischen Steinmauern begrenzt. Diese überwindest du mithilfe von Zauntritten. Meist sind diese dank Leitern oder Stufen gut begehbar – an einem langen Wandertag können die fortlaufenden Kletterpartien anstrengend sein.

Mäh und Wuff
Die heimlichen Stars jeder Wanderreise sind die Connemara-Schafe. Schafherden solltest du in Ruhe grasen lassen. Die Herden sind zwar meist unbeaufsichtigt – dennoch kann es vorkommen, dass dir Hirtenhunde begegnen. Diese sind für gewöhnlich gut abgerichtet, allerdings musst du davon ausgehen, dass sie Präsenz markieren und Besucher mit lautem Bellen von der Herde fernhalten.
Wegen der vielen Schafe ist Wandern mit Hund in Irland nicht möglich – dies wird von den Landlords wenig zimperlich mitgeteilt.
Neben Schafen siehst du unterwegs öfters Pferde oder Esel. An den Küsten lassen sich Seerobben die Sonne auf den Bauch scheinen.


Die bekanntesten Fernwanderwege
Die Iren sind begeisterte Wanderer, doch eine Organisation zur Verwaltung der Wanderwege wie in der Schweiz gibt es in Irland erst seit 2007. Daher existiert kein dichtes Netzwerk an Wegen, sondern vorwiegend lokale “Loop walks” und gut markierte Fernwanderwege.
Die fehlende Infrastruktur bringt für die Behörden Herausforderungen mit sich. Da die Weiden in Privatbesitz sind gilt der Grundsatz: Stimmt ein Landbesitzer nicht zu, müssen Wanderer auf öffentliche Strassen ausweichen.
Beachte bei der Auswahl eines Fernwanderweges, dass die Etappen sehr lang sein können. Manche Abschnitte sind mit bis zu 30 Kilometern überaus sportlich etappiert.
Buche deine Unterkünfte unbedingt vorab – im Sommer sind diese oft ausgebucht und befinden sich auch mal abseits der Wege. Eine gute Option ist, sich an Angeboten von spezialisierten Veranstaltern zu orientieren, die die schönsten Abschnitte von Fernwanderwegen auswählen.
Wicklow Way




Der älteste signalisierte Fernwanderweg Irlands. Führt von Clonegal zum Marlay Park bei Dublin. Tipp: Die ersten beiden, überwiegend asphaltierten Abschnitte sind wenig spektakulär. Du kannst sie getrost auslassen – eine Wanderung lohnt sich erst ab Tinahely. Highlights sind die Pilgerstätte Glendalough und die Wanderung am malerischen Lough Tay im Wicklow Mountain National Park.
- Länge: Total 127 km und 8 Wandertage ab Clonegal, 95 km und 6 Wandertage ab Tinahely
- Startpunkt: südlich von Dublin, 2 Stunden mit dem öffentlichen Verkehr
- Charakter: Weitgehend einfacher Wanderweg, abschnittsweise Passagen auf Asphalt, durchgehend gut signalisiert und einfach zu finden, einige Höhenmeter im Wicklow Mountains National Park, längste Etappe mit etwa 6,5 Stunden Gehzeit und 23 km.
- Buchbar bei: Eurotrek (CH, individuelle Reise), ASI-Reisen (AT, individuelle Reise), Wikinger Reisen (DE, Gruppentour)
- Mehr Informationen: www.wicklowway.com
Kerry Way

Als längster markierter Fernwanderweg Irlands verläuft er als Rundweg auf der Iveragh-Halbinsel mit Start und Ziel in Killarney. Er folgt grob der berühmten Panoramaküstenstrasse Ring of Kerry, führt aber durch abgelegenere Regionen. Beeindruckend sind der Killarney Nationalpark, das abgeschiedene Black Valley und die Küstenabschnitte bei Waterville mit Blick auf die Skellig-Inseln.
- Länge: etwa 200 km signalisierter Fernwanderweg zzgl. weiterer «Loop-Walks» und Verbindungsstücke.
- Startpunkt: Killarney, etwas über 3 Stunden von Dublin Flughafen oder knappe 1,5 Stunden vom Flughafen Cork
- Charakter: Teils kann aus einfachen und anspruchsvollen Etappen gewählt werden. Anspruchsvolle Wege, abschnittsweise ist Trittsicherheit nötig. längste Etappe mit 7.5 Stunden Gehzeit und 27 km (optional)
- Buchbar bei: Baumeler Reisen (CH, individuelle Reise), Wikinger Reisen (DE, individuelle Reise), Hillwalk Ireland (IE, individuelle Reise)
- Mehr Informationen: www.kerryway.com
Dingle Way



Dieser Weg führt dich von Tralee rund um die malerische Halbinsel Dingle. Du durchwanderst ein landschaftlich reizvolles Gebiet mit kleinen Wäldern, geniesst Ausblicke auf die Blasket Islands und überquerst einen Pass am Mount Brandon. Besonders charmant sind das Dörfchen Annascaul und das lebhafte Fischerdorf Dingle.
- Länge: 8 Etappen, ca. 180 km
- Startpunkt: Tralee, 2 Stunden vom Flughafen Cork, kanpp 4,5 Stunden vom Flughafen Dublin
- Charakter: abwechslungsreicher Wanderweg auf Wirtschaftswegen und teils schmalen Pfaden, längere Abschnitte auf kleinen Nebenstrassen, ab Cloghane nur wenig Unterkünfte und sehr lange Etappen. Längste Etappe mit 8 Stunden Gehzeit und 29 km
- Buchbar bei: Eurotrek (CH, individuelle Reise), ASI-Reisen (AT, individuelle Reise)
- Mehr Informationen: www.dingleway.com
Western Way



Durch spärlich besiedeltes Gebiet im Westen Irlands führt dieser einsame, landschaftlich reizvolle Weg. Plane hier besonders sorgfältig, da in einigen Etappenorten Unterkünfte fehlen. Highlights sind der eindrucksvolle Killary Fjord und das kleine Dorf Leenane.
- Länge: offizieller Start in Oughterard, allerdings gibt es keine Unterkünfte bis Lough Inagh, wird meist mit 4 Etappen ab Maam angeboten.
- Startpunkt: Galway, bzw. Oughterard, knapp 2,5 Stunden von Dublin Flughafen, bzw. knapp unter zwei Stunden vom Flughafen Shannon
- Charakter: einfache Wanderung durch Moorlandschaften und kleine Wälder, felsige Pfade am Maumeen Pass, längste Etappe mit 5 Stunden Gehzeit und 15 km
- Buchbar bei: ASI-Reisen (AT, individuelle Reise), Macs-Adventure (UK, individuelle Reise), Hillwalk Ireland (IE, individuelle Reise)
- Mehr Informationen: www.thewesternway.ie
Unterwegs im Land
Einkauf und Verpflegung
Irland ist dünn besiedelt und bietet unterwegs nur wenige Einkaufsmöglichkeiten. Plane deine Tagesetappen entsprechend. Praktische Dinge wie Blasenpflaster oder Adapter für irische Steckdosen sind in ländlichen Gebieten nur schwer zu bekommen. Wenn du spezielle Ernährungsbedürfnisse hast, nimm ausreichend Vorräte mit. Vegetarische oder vegane Optionen sind in Dublin, Galway oder Cork reichlich vorhanden – die Auswahl auf dem Land ist überschaubar.
Highlight jeder Reise ist ein Besuch im lokalen Pub. Scones am Nachmittag und Bierspezialitäten und deftiges Essen am Abend machen dich wieder fit für die nächste Etappe (oder auch nicht – die Dosis macht das Gift 😉 ) Im “Public House” wird gemeinsam Sport geschaut oder Musik gehört – häufig auch live gespielt von Musikern aus der Region.

Unterkünfte
Sobald die Kinder aus dem Haus sind, verdienen sich irische Familien mit der Vermietung von freien Zimmern etwas dazu. Dies bietet dir die Chance, dich mit Einheimischen auszutauschen.
In kleineren Etappenorten übernehmen deine Gastgeber häufig mehrere Rollen: Sie sind gleichzeitig Taxi-Fahrer, Koch und Kellner. Diese Services darfst du gerne nutzen – bedenke aber, dass die Beherbergung für die Gastgeber aufwändig ist und bezahle angemessen für Zusatzleistungen. Besonders bei Lebensmittelallergien musst du deine Gastgeber im Voraus informieren, wenn du in einer Unterkunft Abendessen möchtest.
Taxis und öffentlicher Verkehr
Im ländlichen Gebiet ist es während der Wandersaison praktisch unmöglich, ein Taxi zu bekommen. Wenn du nicht mehr weiter kannst, kontaktier deinen Gastgeber oder versuch dich im Autostopp.
Günthers Tipp:
Das Busunternehmen Bus Éireann ist der beste Weg, um Irland authentisch zu bereisen. Zugverbindungen gibt es nur zwischen den grossen Städten. Diese sind aber relativ langsam und fahren deutlich seltener als die Busse. Buche deine Busfahrten und Sitzplätze unbedingt im Voraus. Die Busse sind meist pünktlich – bei Verbindungen im ländlichen Raum kommen Verspätungen aber häufig vor.
Flughäfen
Der grösste Flughafen des Landes ist Dublin Airport, der von allen grossen Fluglinien angeflogen wird. Mit Bus Eireann ist er hervorragend an den öffentlichen Verkehr angebunden. Beachte, dass du von Dublin bis zu vier Stunden benötigst, um z.B. nach Galway zu gelangen.
Die kleineren regionalen Flughäfen Shannon, Cork, Knock und Kerry sind vom Festland meist nur mit Charterflügen oder über Umsteigeverbindungen in London oder grösseren Hubs wie Amsterdam, Frankfurt oder Paris erreichbar.

Sprache
Gällisch ist als zweite Amtssprache im öffentlichen Leben fest verankert – Durchsagen im Verkehr erfolgen konsequent zweisprachig. Im Alltag spielt Gällisch jedoch nur eine untergeordnete Rolle, da nur eine Minderheit der Bevölkerung diese Sprache aktiv nutzt.
Die Iren sind kommunikativ und freundlich – in ihrem Mitteilungsdrang vergessen sie aber gerne, dass ihr Akzent nicht immer leicht zu verstehen ist. Dank der Satzmelodie, dem weichen, rollenden «R» und der Angewohnheit, Wörter in einem Atemzug zusammenzuziehen, sind selbst einfache Fragen wie «How are you today?» schwer zu verstehen. Allgemein gilt: Je ländlicher die Gegend, desto farbiger der Dialekt. Ein freundliches «Sorry, say that again please?» wird gewöhnlich mit einem Schmunzeln geduldig beantwortet.
Ausrüstung
Allgemein ist Kleidung, mit der du in der Schweiz wandern gehst, für Irland ausreichend. Falls etwas vergessen geht, gibt es in den Städten ausgezeichnete Outdoorläden, die hochwertige Kleidung zu vernünftigen Preisen anbieten. Für eine gelungene Wanderwoche in Irland benötigst du folgende Ausrüstung:
- Rucksack: Ein bequemer und robuster Rucksack ist dein wichtigstes Ausrüstungsstück. Ein guter Hüftgurt ermöglicht dir, die Last auf den ganzen Körper zu verteilen. Achte auf einen gut sitzenden Regenschutz. Mit Taschen auf der Aussenseite oder im Hüftgurt hast du kleine Snacks oder deine Trinkflasche rasch zur Hand.
- Regenkleider: Ein verlässlicher Schutz gegen Wind und Wetter gehört unbedingt ins Reisegepäck. Dazu gehören auch Regenhose und Gamaschen für die Schuhe. Kleide dich nach dem Zwiebelprinzip, um wärmende und isolierende Schichten zu kombinieren.
- Sonnenschutz: Auch wenn es überraschen mag – Sonnenschutz ist auch in Irland wichtig! Gute Sonnencreme schützt dich zusätzlich gegen Wind und eine Kopfbedeckung darf auf keinen Fall fehlen. An sonnigen Tagen kann es in Irland überraschend heiss werden.
- Schuhe: Leichte, niedrige Trekkingschuhe mit rutschfester Sohle sind auch bei längeren Wanderreisen die beste Wahl.
Günthers Tipp:
Aufgrund der vielen Zaunüberquerungen sind Wanderstöcke in Irland eher hinderlich als hilfreich. Es gibt insgesamt nur wenige steile An- oder Abstiege.
Bildquelle: Günther Lämmerer und Unsplash.