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Zwei Städte, wie aus der Zeit gefallen – und doch voller Leben: Matera mit seinen uralten Höhlenwohnungen und Alberobello mit den weissen Trulli zeigen den Süden Italiens von seiner ursprünglichsten Seite. Wer sich durch verwinkelte Gassen treiben lässt, zwischen Felsen frühstückt oder den Sonnenuntergang über Kalkstein geniesst, spürt sofort den Zauber dieser Orte. Hier kommen meine liebsten Tipps für Genuss, Stimmung und besondere Erlebnisse in den beiden Städtchen.

Vom «Steuerbschiss» zum Weltkulturerbe

Im Herzen Apuliens liegt ein Ort, der aussieht, als wäre er direkt einem Märchenbuch entsprungen: Alberobello. Das Städtchen ist weltberühmt für seine einzigartigen, weissen Rundhäuser mit kegelförmigen Dächern – die sogenannten Trulli. Sie entstanden im 15. Jahrhundert als kreative Antwort auf eine Steuerregel des Königreichs Neapel: Feste Gebäude waren steuerpflichtig – also bauten Bauern ihre Häuser ohne Mörtel, aus lose geschichteten Kalksteinen. Diese „temporären“ Bauten konnten im Ernstfall schnell abgerissen werden, um Steuern zu umgehen. Die runden Trulli mit ihren kegelförmigen Dächern sind nicht nur funktional – kühl im Sommer, warm im Winter – sondern auch voller Symbolik: Auf vielen Dächern sind mystische Zeichen gegen das Böse zu sehen (z.B. Sonne & Mond).

Mystische Zeichen, für Wohlwollen und gegen das Böse. (c) Unsplash

Seit 1996 zählt Alberobello mit seinem Trulli-Viertel zum UNESCO-Weltkulturerbe, ein Status, der die kulturelle und architektonische Einzigartigkeit des Ortes würdigt. Besonders bekannt ist das Rione Monti, das grösste Trulli-Viertel, mit über 1.000 dieser Häuschen, viele davon heute als kleine Boutiquen, Cafés oder Pensionen genutzt.

Für die Lust: Bars und Cafés in Alberobello

  • Frühstück im Così Com’era: Gemütlich und lokal – ideal für ein italienisches Frühstück mit Cappuccino, Cornetto und Blick auf die Gassen der Altstadt.
  • Ein Gelato in der Pasticceria Martinucci: Beliebte Gelateria & Pasticceria mit cremigem Eis, süssen Klassikern wie Pasticciotti und perfekter Lage für eine Pause zwischen den Trulli.
  • Ein Glas Wein in der Trulli e Puglia Wine Bar: Ein charmanter kleiner Weinladen mit Bar, wo du lokale Tropfen wie Primitivo oder Verdeca inmitten der Trulli geniessen kannst.
  • Apéro im Evo Ristorante: Stilvoller Apéro-Spot mit modernen Drinks, regionalen Häppchen und einer Terrasse mit direktem Blick auf das Trulli-Viertel – perfekt für den goldenen Abendmoment.

Für den Hunger: Restaurants in Alberobello

  • Trullo Garden: Ein Restaurant mit Gartenambiente und Trulli-Kulisse, das traditionelle apulische Gerichte in entspannter, grüner Atmosphäre serviert – perfekt für ein Dinner unter Olivenbäumen.
  • Ristorante La Cantina: Hier gibt’s hausgemachte Spezialitäten wie Orecchiette und Lamm aus dem Ofen in einem charmanten Steingewölbe mitten im Herzen der Altstadt
  • Pizzeria Pozzo Contino: Gemütliche Pizzeria im Herzen des Trulli-Viertels mit grosszügiger Terrasse, Steinofenpizza und freundlichem Service

Extratipps:

  • Den Sonnenauf- oder -untergang vom Belvedere Santa Lucia beobachten
  • Das Viertel Aia Piccola wirkt authentischer und ruhiger als Rione Monti, da hier noch viele Einheimische leben.
  • Das (Miet-)auto auf einem bewachten Parkplatz abstellen, damit man am nächsten Tag nicht ohne Rückspiegel weiterfahren muss (so wie ich).
Eine Übernachtung in einem Trullo ist eine besondere Art den Ort zu erleben.

Das Glow-up der Schande der Nation

Ein weiteres Highlight in Süditalien ist für mich Matera, nur eine Stunde von Alberobello entfernt. Eingebettet in eine Felslandschaft, liegt eine der ältesten dauerhaft bewohnten Städte der Welt. Berühmt ist sie vor allem für ihre faszinierenden Höhlenwohnungen – die sogenannten Sassi – die sich wie ein Labyrinth in die steilen Hänge der Schlucht graben.

Die Sassi entstanden bereits in der Jungsteinzeit und wurden über Jahrtausende hinweg weiterentwickelt. Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts lebten hier Menschen unter einfachsten Bedingungen – oft ohne Strom, Wasser oder sanitäre Anlagen. In den 1950er-Jahren wurde Matera deshalb als „nationale Schande“ Italiens bezeichnet, und viele Bewohner wurden zwangsumgesiedelt.

Was für eine Aussicht: Matera in Süditalien.

Was einst als rückständig galt, wird heute als einzigartiges kulturelles Erbe gefeiert: Die Sassi wurden aufwendig restauriert und 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Heute erstrahlt Matera in neuem Glanz. Zwischen alten Höhlenwohnungen finden sich stilvolle Boutiquehotels, kreative Restaurants und Galerien.

Für die Lust: Bars und Cafés in Matera

  • Frühstück im Caffè Tripoli: Klassisch italienisch und traditionsreich, denn hier geniesst man Cappuccino und Cornetto auf der belebten Piazza Vittorio Veneto.
  • Gelato im I Vizi degli Angeli: Innovatives, natürliches Gelato mit lokalen Zutaten und überraschenden Sorten. Wer Basilikum oder Olivenöleis probieren möchte, ist hier genau richtig.
  • Apéro im Zipa Café: Zipa ist mehr als nur ein stilvolles Café – es ist ein kreativer Treffpunkt mitten in den Sassi, der morgens mit Specialty Coffee und Frühstück startet und abends zur lässigen Apéro-Location wird.
  • Drinks in der Area 8: Dieser stylishe Concept Space ist Weinbar, Kulturort und Party-Location in einer alten Höhle.

Für den Hunger: Restaurants in Matera

  • Regia Corte – L’eccellenza del Territorio: Ein elegantes Fine-Dining-Restaurant mit spektakulärer Terrasse und Fokus auf hochwertige Produkte aus der Region – perfekt für ein Dinner mit Ausblick.
  • La Lopa: In den verwinkelten Sassi serviert La Lopa authentische lucanische Küche wie „Crapiata“ oder Pasta mit Trüffel.
  • Trattoria Lucana: Diese traditionsreiche Trattoria serviert herzhafte lucanische Küche in familiärer Atmosphäre.
  • Baccanti: Unter alten Gewölben mit Kerzenschein und Kalksteinflair bietet Baccanti kreative Menüs, exzellenten Service und eine Weinkarte, die Kenner begeistert.

Extratipps:

  • Einen Apéro mitbringen oder eine Flasche Wein und den Sonnenuntergang an der Piazzetta Pascoli geniessen.
  • Ein Nachtspaziergang durch die Via Fiorentini & Via Bruno Buozzi machen.
  • Ein echtes Erlebnis ist eine Nacht in einem Sassi-Hotel. Viele alte Höhlenwohnungen wurden zu stilvollen Unterkünften mit modernem Komfort umgebaut.
  • Matera im Regen klingt ungewöhnlich – aber wenn es leicht regnet, wirkt die Stadt wie aus einem alten Film: Glänzendes Pflaster, duftender Tuffstein, Nebelschwaden über der Schlucht. Man sollte also definitiv keinen Bogen um die Stadt machen, falls das Wetter mal nicht typisch italienisch ist.

(c) Alle Bilder, die nicht anders gekennzeichnet sind, hat Jannina Stüben bei ihrer Reise gemacht. Titelbild von Unsplash.

Jannina Stüben

Meine ideale Vacation ist die Flexication. Mal reise ich solo mit dem Rucksack durch indische Homestays, mal liege ich als Luxus-Hotelgast im Infinitypool auf Mauritius. Für mycation nehme ich die Welt, wie sie kommt – neugierig, flexibel und voller Leidenschaft.