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Von Kriol bis Kakao, von Chaos bis Karibik-Vibes: Belize ist eines der eigenwilligsten und faszinierendsten Länder, die ich je bereist habe. Und genau deshalb solltest du hin – aber vorbereitet.

Mitten in Zentralamerika, direkt in der Karibik und doch völlig anders als alles, was du in der Region erwarten würdest. Belize hat mich überrascht: sprachlich, kulturell, kulinarisch und manchmal auch einfach mit seiner Skurrilität. Statt des gewohnten Backpacker-Mainstreams wartet hier eine Mischung aus britischer Kolonialvergangenheit, Maya-Wurzeln, karibischer Lässigkeit und einem ziemlich speziellen Alltag.

1. Belize ist klein, aber bietet Grosses

Mit nur rund 450’000 Einwohnern ist Belize das bevölkerungsmässig kleinste Land Zentralamerikas und flächenmässig nur halb so gross wie die Schweiz. Aber: Es beherbergt das zweitgrösste Barriereriff der Welt, direkt nach dem Great Barrier Reef in Australien. Mehr als 500 Fischarten leben hier, darunter Rochen, Haie und bunte Papageienfische. Schnorcheln oder Tauchen, rund um Caye Caulker, gehört zu den Highlights und solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen.

2. Ein Loch, das man vom Weltall sieht

Mitten im türkisfarbenen Meer liegt das Great Blue Hole. Es ist ein über 120 Meter tiefes, kreisrundes Unterwasserloch mit einem Durchmesser von 318 Metern. Der berühmte Meeresforscher Jacques Cousteau erklärte es einst zu einem der besten Tauchplätze der Welt. Auch aus der Luft ist das Blue Hole spektakulär. Allerdings: unbedingt frühzeitig buchen, sonst bleibt’s, wie bei mir, beim Blick auf Instagram-Fotos.

Das Blue Hole lässt sich nur aus der Luft beoabchten (c) Unsplash.

3. Eine Bestätigung ist keine Bestätigung

Das Chaos begann schon vor unserem Aufenthalt auf Caye Caulker. Die Fährtickets reservierten wir online und bekamen die Bestätigung mitsamt QR-Codes per E-Mail zugestellt. Klingt modern, bringt dir aber nichts. Du musst das Ticket vor Abfahrt im Office in ein physisches Ticket umtauschen, sonst wartest du, wie ich, 90 Minuten auf die nächste Fähre.

Mein grosser Belize-Traum? Ein Flug über das Blue Hole. Wir hatten ihn etwa eine Woche zuvor reserviert und bekamen eine schriftliche Bestätigung der Airline. Treffpunkt? Uhrzeit? Fehlanzeige. Vor Ort erfuhren wir dann: Der Flug war längst ausgebucht. Alle Airlines waren über Wochen hinweg voll. Also buche nicht nur einen Monat im Voraus, sondern verlange auch mehr Infos zum Treffpunkt, der Uhrzeit. Den Flug sollte man ebenfalls im Voraus bezahlen.

4. Sprache? Englisch, aber irgendwie auch nicht

Belize ist das einzige Land in Mittelamerika, in dem Englisch die Amtssprache ist – ein Erbe der britischen Kolonialzeit als „British Honduras“. Das Englisch in Belize ist trotzdem eher amerikanisch als britisch, denn viele Belizeaner*innen haben Verwandte in den USA oder leben zeitweise selber in den Staaten.

Wer in Belize mit Schulbuch-Englisch unterwegs ist, merkt schnell: Auf der Strasse klingt alles ganz anders. Belize Kriol ist die eigentliche Alltagssprache. Es ist eine eigene, lebendige Mischung aus Englisch, afrikanischen Sprachen und karibischen Einflüssen. Einige Strassen sind aber dennoch auf Spanisch angeschrieben.

5. Chicken of the tree

In Belize gelten grüne Leguane als Delikatesse. In Restaurants ist ihr Verzehr verboten, doch im privaten Rahmen weiterhin erlaubt. „Achtung, wenn du eingeladen wirst“, warnt Brian vom Iguana Project in San Ignacio und lacht.

Der Spitzname „Chicken of the Tree“ kommt nicht von ungefähr: Das Fleisch erinnert im Geschmack an Hühnchen und war früher eine wichtige Eiweissquelle, vor allem auf dem Land. Heute stehen Leguane unter Schutz. Bildungs- und Aufzuchtprojekte wie jenes in San Ignacio, setzen sich für ihren Erhalt ein. Gerade während der Brutzeit sind sie besonders gefährdet – nicht nur wegen ihres Fleisches, sondern auch, weil ihre als Delikatesse geltenden Eier begehrt sind.

Fun Fact: Leguane können aus bis zu zehn Metern Höhe von Bäumen fallen und landen dank ihrer flexiblen Knochen oft unversehrt auf dem Boden.

6. Ein Paradies ohne McDonald’s und Starbucks

Fast alle zentralamerikanischen Länder sind von US-Ketten durchzogen. Nicht so Belize. Hier gibt’s keine McDonald’s, KFC- oder Starbucks-Filialen. Stattdessen bekommst du Frühstücks-Klassiker wie Fry Jacks oder Bohnen-Reis in kleinen Garküchen und Cafés.
Ironisch: Starbucks-Tassen habe ich in einem kleinen Café auf Caye Caulker trotzdem gesehen. 

7. Die Insel, auf der Zeit keine Rolle spielt

Das offizielle Inselmotto von Caye Caulker lautet: „Go Slow“  und das spürt man überall. Keine Autos, nur Fahrräder und Golfcarts. Statt Hektik gibt es Meeresrauschen, Pelikane und Rum Punsch. Auch auf das Essen im Restaurant wartet man tendenziell etwa länger. Einzig beim Alkoholkonsum der Männer würde man sich wünschen, sie würden sich das Inselmotto zu Herzen nehmen. Bereits mittags taumelten mir Betrunkene entgegen.

8. WC QR-Codes an jeder Ecke

Die ganze Insel Caye Caulker ist in 20 Minuten zu Fuss umrundet und trotzdem findest du an jeder Ecke eine grosse, detaillierte Karte. Noch besser: Wer mal muss, scannt einfach einen der vielen QR-Codes an jeder Ecke und bekommt das nächste WC angezeigt. Willkommen auf der vielleicht digitalsten Sandinsel der Welt.

Auch fürs kleine Geschäft hat Caye Caulker eine Lösung.

9. Chinatown à la Carribean

Auf Caye Caulker gibt es eine auffallend grosse chinesische Community. Warum? Schon im 19. Jahrhundert wanderten chinesische Arbeiter nach Belize aus. Heute betreiben viele von ihnen Supermärkte, Restaurants und Geschäfte. Aber Achtung: Gute Bewertungen sind keine Garantie für gutes Essen. Mein „bestbewertetes chinesisches Restaurant“ war kulinarisch ein Tiefpunkt. 

10. ATM Cave und menschenleere Maya-Ruinen

San Ignacio gilt als Abenteuer-Hotspot im Westen von Belize – vor allem wegen der spektakulären ATM Cave (Actun Tunichil Muknal). Bei der geführten Tour kletterst du durch Höhlen, schwimmst durch unterirdische Flüsse und stehst schliesslich vor echten Maya-Skeletten. 

Maya-Ruinen in Belize sind grundsätzlich weniger bekannt als diejenigen in Mexiko oder Guatemala und es hat den Vorteil, dass die Eintrittsgebühren meist gering sind und du nicht massenhaft Touristen begegnest. Die Ruine Cahal Pech in San Ignacio konnte ich ganz für mich allein geniessen.

Belize ist nicht perfekt – aber genau das macht es spannend. Zwischen Sprachmix, Reise-Fails und Naturwundern, wirst du Lächeln, Staunen und Lernen. Und vielleicht denkst du am Ende genau wie ich: «Belize? Ein bisschen anders. Und genau deshalb unvergesslich.

(c) Wenn nicht anders markiert, sind die Bilder sind von Janina Marisa Schenker. Titelbild ist von Unsplash

Janina Marisa Schenker

Meine ideale Vacation ist die Connectioncation. Am glücklichsten bin ich, wenn ich mit Einheimischen in Verbindung trete und tief in ihre Kultur eintauche. Für mycation entdecke ich als reisende Journalistin die Geheimtipps und versteckten Juwelen Lateinamerikas und der Welt.

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