Ich kenne Menschen, die haben den Zugang zu Los Angeles nie gefunden. Sie alle waren froh, wenn sie weiterreisen konnten. Los Angeles ist ein Monster, aber es hat ein sonniges Gemüt. Vor allem aber ist die Metropole an der kalifornischen Westküste mehr als die Sterne auf dem Hollywood Boulevard. Sie ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Sie ist ein Paradies für Foodies und Kunstinteressierte, für Shoppingfreudige, für Filmfans und für Surfer. Ich war, auch aus familiären Gründen, in kaum einer anderen Stadt so oft wie in Los Angeles und ich liebe sie. Von «kennen» kann noch immer nicht die Rede sein, aber es gibt Orte, die mir in Erinnerung bleiben oder an die ich immer wieder zurückkehre. Das sind meine persönlichen Tipps für deinen ersten L.A.-Aufenthalt.
Übernachten
Statt dir nur das schönste Hotel auszusuchen, schau dir auch genau an, wo es liegt. Wähle nach dem aus, was du vorhast. Denn Los Angeles ist riesig. Um nur schon irgendetwas in einem anderen Viertel zu unternehmen, ist man mit dem Auto locker eine halbe bis eine Stunde unterwegs. Mal abgesehen von den regelmässigen Staus. In Downtown zum Beispiel, sind viele grosse Hotelketten vertreten und es gibt hier coole Spots. Aber Downtown ist auch eine Mischung aus Bürogebäuden und Obdachlosen-Vierteln.
Persönliche Empfehlung
In Los Angeles kann ich das Dream Hotel in Hollywood empfehlen. Es ist schick, gut gelegen und hat einen Pool auf dem Dach.

Essen und Trinken
Wegen der grossen Einwanderer-Communities findet man in Los Angeles authentische Küche aus aller Welt. Das Tsubaki in Echo Park ist klein und schick. Die japanischen Gerichte werden geteilt und haben alle einen besonderen Twist. Grösser ist das Din Tai Fung in Santa Monica mit Blick aufs Meer. Es gehört zu einer Kette, empfehlenswert ist das taiwanesische Restaurant wegen der gedämpften Dumplings. In der Nähe der UCLA bin ich durch Zufall in das jemenitisches Lokal Mandi House geraten. Wer will, sitzt ohne Schuhe an bodennahen Tischen und freut sich über grossartig gewürzte Gerichte. Nicht genug bekommen kann ich von den japanischen Crêpes mit süsser Füllung von Millet, das eigentlich nur ein Food-Fenster ist.


Vorbeischauen solltest du auch Downtown im Grand Central Market. Es ist eine Food-Halle mit Ständen aus aller Welt. Es gibt sogar Berliner Currywurst. Ich kann dir den Pupusa-Stand empfehlen. Hervorragende und ausgefallene Glaces findest du in den Filialen von Salt & Straw. Die Läden sind Kult, auch weil es zu Halloween Eis mit echten Käfern gab.
Kunst und Kultur
Die Wenigsten bringen Los Angeles wohl mit Kunst in Verbindung, dabei hat die Stadt einiges zu bieten. Die Museen sind super Alternativen für zu heisse oder nasse Tage. Ja, die gibt es. Der Eintritt ins Hammer Museum ist gratis. Es wird von der UCLA betrieben, zeigt wechselnde Ausstellungen und bietet im Innenhof lustige Kreiselsessel für die Verschnaufpause. Wer noch nie im LACMA war, dürfte zumindest die Urban-Light-Skulptur aus 202 historischen Strassenlampen davor schon mal gesehen haben. Auch das Innere des Museums lohnt sich, denn es bietet eine hochkarätige Kunstsammlung und Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunstschaffender.



Du musst kein Autofan sein, um gegenüber im Petersen Automotive Museum glücklich zu werden. Grossen Spass macht es, sich die absurden Sonderanfertigungen anzuschauen. Auf eine lange Zeitreise kannst du dich im Natural History Museum begeben. Die Sammlung umfasst etwa 35 Millionen Ausstellungstücke aus 4,5 Milliarden Jahren Geschichte. Toll sind die Dinosaurierskelette und die historischen «Schaufenster», die Szenen aus der Tierwelt zeigen. Es lohnt sich ebenfalls zu checken, was gerade im MOCA gezeigt wird. Ich habe dort schon schöne Werkschauen von Takashi Murakami und Pipilotti Rist gesehen.

Aktivitäten
Rauf zum Observatorium in die Hollywood Hills zu fahren, gehört für mich zu jedem Aufenthalt. Auf den Trails kannst du kleine Wanderungen mit Blick über die Stadt und auf das Hollywood-Sign unternehmen. Wer Pflanzen liebt, ist bei The Huntington richtig: Ein Forschungszentrum mit riesigem Botanischen Garten gleich bei Los Angeles. Wenn du Fahrgeschäfte magst, dich Filmsets interessieren und du die Harry Potter Welt sehen oder dem Weissen Hai begegnen möchtest, kommst du um einen Besuch in den Universal Studios nicht drumherum. Auch wenn der Eintritt fast 100 Dollar pro Person kostet, dafür bezahlt man den Preis gerne.


Ans Meer musst du natürlich auch: Der beleuchtete Pier in Santa Monica sieht für mich persönlich vor allem aus der Ferne schön aus. Auch die Strandpromenade in Venice Beach ist Kult, aber touristisch. Bei Sonnenuntergang den Skatern zuzuschauen, ist trotzdem ein Highlight.


Mein Favorit ist jedoch der Dockweiler Beach. Dort gibt es nicht viel mehr ausser Wellen, Sand und Meer. Aber das macht es aus! Leih dir ein Velo und fahr auf dem asphaltierten Weg kilometerweit am Strand entlang.

Shopping
Wenn du sehen willst, wo die Rich Kids ihr Geld ausgeben, dann bist du in Beverly Hills richtig. Ich mag es über den Rodeo Drive zu laufen, einfach nur, um zu gucken. Einer der seltenen Maison-Goyard-Stores befindet sich übrigens dort. Superschön flanieren kann man in Venice über den Abbot Kinney Blvd. Hier gibt es hübsche Boutiquen und Cafés. Wenn du etwas länger in der Stadt bist, halte online nach Sample Sales Ausschau. Viele Brands haben in L. A. ihre Büros und veranstalten Kollektionsverkäufe. Gleich mehrere Secondhand-Shops findest du in Los Feliz zwischen Nord Vermont Ave. und Hollywood Blvd.


Wenn du Japan magst und das Besondere suchst, dann schau bei Giant Robot vorbei, einem kleinen unabhängigen Laden, der sich der asiatischen Popkultur verschrieben hat. Los Angeles verfügt über etliche coole Buchläden: «The Ripped Bodice» verkauft nur Romanzen, von straight bis queer, von kitschig bis politisch. «Rep.Club» ist ein schön kuratierter, von dunkelhäutigen Frauen geführter Bookshop in West Adams – übrigens das neue In-Viertel in L. A.
Hinkommen und Rumkommen
Nach L.A. gehen Flüge mehrmals die Woche. Wer sich für die USA-Reise sowieso ein Auto mietet, kommt auch in Los Angeles besser herum. Die Stadt ist riesig, die Distanzen gross. Wenn du konkrete Ziel hast, sind auch Uber-Fahrten völlig okay. Immerhin fallen dann Parkplatzsuche und Parkgebühren weg. Die Stadt ist voll von Waymos. Das sind futuristisch aussehende Taxis, die ohne Fahrer unterwegs sind. Leider sind sie bisher nur für US-Bürger nutzbar. Los Angeles hat auch eine Metro, die gerade erst erweitert wurde und je nach Ziel eine günstige Alternative zu Uber sein kann.

Gut zu wissen – Bonustipp
Frühjahr ist für Los Angeles eine gute Reisezeit, aber es ist oft noch kühl, auch weil immer ein Wind weht und es nicht selten bewölkt ist. Am besten hast du immer etwas Langärmeliges dabei, trotzdem sollte man den Sonnenschutz nicht vergessen.
Und es stimmt, was Albert Hammond 1972 sang: «It never rains in California/ But girl, don’t they warn ya?/ It pours, man, it pours”. Wenns regnet, dann so richtig, deshalb schau dir die Museums-Tipps genauer an.
(c) Alle Bilder, die nicht anders markiert sind, sind von Isabel Hemmel