„Wenn du einmal neben einem aktiven Vulkan einschläfst, erwartet dich ein Feuerwerk am Himmel. Das könnte das spektakulärste Reisehighlight deines Lebens werden”, schwärmten mir Reisende vor, die strahlend und erschöpft von der Acatenango-Vulkanwanderung zurückkehrten. Doch Guatemala hatte andere Pläne für mich. Statt glühender Lava: grauer Himmel. Statt Explosionen: Stille und Nebel.
Vielleicht war genau das mein Glück. Denn was Guatemala mir statt Lava schenkte, war Tiefe, Geschichte und Seele.

Praktische Tipps
- Tigo: bestes Handynetz, ca. CHF 5 für SIM-Karte mit 3 GB Daten
- Transport: Chickenbusse sind sehr günstig, aber überfüllt, unübersichtlich und in manchen Regionen unsicher. Für längere Strecken sind organisierte Shuttle-Transfers die sicherere Option.
- Shuttle-Transfers: über Bookaway buchen, es gibt keine halbprivaten Transfers, günstigstes Ticket reicht völlig
- Sicherheit: Antigua und Flores gelten als sicher. Rund um den Atitlán-See solltest du in und vor allem zwischen den Dörfern, besonders nachts, vorsichtig sein. Auch in Guatemala-Stadt ist erhöhte Wachsamkeit nötig.
- Luxus: kaum Fine-Dining oder Luxushotels, Fokus auf einfache Unterkünfte und echte Begegnungen
Guatemala ist kein einfaches Reiseland. Es ist roh, wild, intensiv, manchmal anstrengend, aber es belohnt mit einzigartigen Begegnungen, abwechslungsreichen Landschaften und einer Authentizität, die in anderen Ländern oft fehlt. Wer hier reist, lässt Komfort hinter sich und entdeckt dafür echte Abenteuer und die gastfreundlichsten Menschen, die dich wie ein Familienmitglied aufnehmen, selbst wenn sie dich kaum kennen.
Guatemala Reiseroute
Von Belize überquerte ich die Grenze nach Guatemala und verbrachte hier einen Monat. Zur besseren Orientierung teile ich hier meine persönliche Route mit dir: Orte, die mich berührt haben, Begegnungen, die geblieben sind, und Unterkünfte, die ich entweder selbst getestet oder von anderen Reisenden empfohlen bekommen habe. Falls du mehr Ruhe suchst, schaust du dir am besten die Verlängerungsoptionen an. Du hast nur wenig Zeit? Dann empfehle ich dir, deine Reise auf Flores & Tikal, Antigua und den Atitlán-See zu beschränken.
Die Reihenfolge dieses Guides folgt meinem Weg durchs Land. Sie ist kein fixes Muss, sondern eine Einladung: Lass dich treiben und finde deine eigene Version von Guatemala.
- Flores & Tikal
- Rio Dulce & Livingston
- Antigua
- Acatenango
- Atitlán-See
- El Paredón (Verlängerungsoption)
- Semuc Champey (Verlängerungsoption)
Eignet sich Guatemala für Workation?
Im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern wie Mexiko: Bedingt. In Rio Dulce und am Atitlán-See war das Internet während meines Aufenthalts oft instabil, was zum Streamen, Hochladen oder zuverlässigen Arbeiten eher ungeeignet ist. Antigua hingegen punktet mit Cafés und meist stabilem WiFi, auch in Flores klappt’s gut.
Flores & Tikal: Tempelträume im Dschungel
Die kleine Inselstadt Flores liegt auf einem See, der aussieht wie ein Gemälde. Sie ist auch ein idealer Ausgangspunkt für eine der eindrucksvollsten Maya-Stätten Mittelamerikas: Tikal. Affen kreischen, Tempel ragen über den Dschungel, und beim Sonnenuntergang hat man das Gefühl, in eine andere Welt zu blicken. Ich empfehle zwei bis drei Tage hier.
Hoteltipp in Flores:
- Günstig: Hotel Petenchel – ab ca. CHF 28 für ein Doppelzimmer zur Einzelnutzung
Mein persönlicher Flores-Tipp:
Bezahle den Aufpreis von etwa 10 CHF und besuche Tikal während des Sonnenauf- oder Sonnenuntergangs. Du hast nicht nur einen romantischen Ausblick, sondern umgehst auch den Touristenmassen und der Mittagshitze. Dafür musst du allerdings eine Tour buchen, beispielsweise hier.



Rio Dulce & Livingston: Flüsse, Wasserfälle & Karibik-Vibes
Hier wird’s tropisch: Rio Dulce ist ideal zum Entspannen, Bootfahren und Baden unter heissen Wasserfällen. Ich empfehle dir auch einen Tagesausflug nach Livingston, wo du in die Garífuna-Kultur eintauchen und den karibischen Strand von Playa Blanca geniessen kannst. Hier verbringst du zwei bis drei Tage.
Hoteltipp in Rio Dulce:
- Mittlere Preisklasse: Boatique Hotel & Marina – ab CHF 30 im Doppelzimmer, mein absolutes Lieblingshotel in Guatemala: eingebettet im Dschungel, mit nachhaltigem Konzept und Unterstützung von Frauenprojekten in der Region.
Mein persönlicher Rio Dulce-Tipp:
In der Regenzeit ist es extrem feucht. Besser mit Anti-Mückenmittel und weisser, leichter Kleidung reisen.



Antigua Guatemala: Kolonialstadt mit Vulkanblick
Farbenfrohe Fassaden, Vulkansilhouetten und Kopfsteinpflaster: Antigua ist das postkartenschöne Herz Guatemalas. Hier kannst du durch die Gassen flanieren, dich in einem der hippen Cafés kulinarisch verwöhnen lassen oder einen Schokoladenworkshop im ChocoMuseo besuchen. Ich empfehle drei Tage.
Hoteltipps in Antigua:
- Günstig:
Hospedaje el Viajero Antigua II – ab ca. CHF 23 im Doppelzimmer - Mittlere Preisklasse:
Ojalá Hostel – CHF 19 im Schlafsaal oder CHF 77 im Doppelzimmer
Casi Casa – ab ca. CHF 23 im gemischten Schlafsaal
Mein persönlicher Antigua-Tipp
Antigua ist sehr touristisch. Besuche auch die umliegenen Dörfern für einen authentischen Einblick in das Leben der Guatemalteken. Ich kann dir diese Free-Walking Tour von Pablo sehr empfehlen.

Bonus-Tipp:
Achtung bei der Buchung! Es gibt auch in Spanien ein Antigua. Für deinen Aufenthalt in Guatemala suchst du Antigua Guatemala im gleichnamigen Departamento Sacatepéquez. Lieber zweimal prüfen als versehentlich ans Mittelmeer zu reisen.
Acatenango und Fuego: Zwei Tage, die dir Beine machen und Gänsehaut schenken
Wer das echte Abenteuer sucht, startet in Antigua und schnürt die Wanderschuhe für den Acatenango-Trek. Die zweitägige Wanderung bringt dich auf 3’976 Meter über Meer, vorbei an Vulkanasche, Kiefernwäldern und steilen Pfaden – und mit etwas Wetterglück wirst du nachts Zeuge der feurigen Eruptionen des benachbarten Fuego.
Die meisten Touren beginnen morgens in Antigua mit einem Transfer zum Fuss des Vulkans. Der Aufstieg dauert rund 5–6 Stunden, bis du das Camp auf etwa 3.600 m ü. M. erreichst. Am nächsten Morgen geht’s optional im Dunkeln nochmals 1,5 Stunden steil zum Gipfel bevor du in 2–3 Stunden wieder ins Tal absteigst.




Tourdauer
2 Tage / 1 Nacht mit Zelten im Basecamp
Beste Reisezeit
November bis April, wenn Sicht und Wege meist gut sind. In der Regenzeit (Mai–Oktober) ist alles grün, aber oft wolkenverhangen und rutschig.
Empfohlene Touranbietr & Preise (Stand 2025):
- Wicho & Charlie’s – ca. CHF 115.–, inkl. warme Kleidung, Schlafsack, 4 Mahlzeiten
- Ox Expeditions – ca. CHF 100.–, sportlicher, kleinere Gruppen
- V-Hiking Tours – ca. CHF 85.–, lokal geführt, persönliche Atmosphäre
Mein persönlicher Acatenango-Tipp:
Unbedingt fragen, was im Preis inbegriffen ist (Stirnlampe, Handschuhe, Walking-Sticks etc.) und nimm mehr als genug warme Kleidung und Bargeld (etwa 350 Quetzales) für Snacks und den optionalen Hike zum Fuego mit.


Atitlán-See: Kulturelle Tiefe & spirituelle Auszeit
Wer innehalten will, wird am Lago Atitlán fündig. San Marcos ist bekannt für Yogis und Heiler:innen, San Pedro für Backpacker:innen, Santiago für authentische Indígena-Kultur und San Pedro für Sprachschulen. Am besten kombinieren und per Boot entdecken. Plane idealerweise vier bis fünf Tage – oder falls du bei einer Gastfamilie übernachten möchtest – mindestens eine Woche ein.
Mein persönlicher Atitlán-Tipp:
Die Region eignet sich bestens, um tief in die guatemaltekische Kultur einzutauchen. Du kannst beispielsweise weben lernen, an einem Maya-Ritual teilnehmen, bei einer Gastfamilie wohnen und eine Sprachschule besuchen. Meine Schwester nahm für CHF 130 eine Woche lang Privatunterricht bei der Cultural Spanish School und war sehr zufrieden. Ihr Lehrer gab uns eines Morgens sogar eine Privattour durch sein Heimatdorf.


Verlängerungsideen: Wenn du mehr Zeit hast
El Paredón: Surfen, Sonnenuntergänge und schwarzer Vulkansand
Das kleine Küstendorf an Guatemalas Pazifik ist ideal für alle, die surfen, entspannen oder einfach barfuss durch den Sand schlendern wollen. El Paredón ist bekannt für seine langen Strände mit schwarzem Vulkansand, spektakuläre Sonnenuntergänge und eine entspannte Surfer:innen-Community.
Gut erreichbar ab: Antigua oder Guatemala-Stadt (ca. 2,5–3,5 Std. mit Shuttle).
Hoteltipps in El Paredón:
- Günstig: Caracola Boutique Hostel – ab ca. CHF 14 im gemischten Schlafsaal
- Luxus: Shanti Surf Camp – ab ca. CHF 95 pro Person in der Deluxe Suite
Semuc Champey: Naturpools tief im Dschungel – nicht einfach erreichbar, aber lohnenswert
Türkisfarbene Kalksteinpools, Dschungelkulisse und eine spektakuläre Aussicht; Semuc Champey zählt zu den eindrucksvollsten Naturhighlights Guatemalas. Die Anreise ist lang, aber das Eintauchen ins kristallklare Wasser belohnt für jeden Schlagloch-Kilometer.
Am besten erreichbar ab Lanquín, entweder zu Fuss (ca. 2–3 Std.) oder per 4×4-Pickup (ca. 45 Min. ab Dorfzentrum).
Hoteltipp in Semuc Champey:
- Mittlere Preisklasse: Utopía Eco Hotel – ca. CHF 44 im Doppelzimmer

Guatemala ist keine Reise, sondern ein Eintauchen
Guatemala ist kein Land, das man einfach nur „bereist“. Es ist ein Ort, den man erlebt: intensiv, wild, manchmal unbequem, aber unvergesslich. Und selbst wenn der Vulkan schweigt, spürst du das Feuer anderswo: in den Geschichten der Menschen, der Herzlichkeit, in der Musik und in der unglaublichen Lebensenergie, die dir überall begegnet.