Er ist die grüne Lunge einer smog-geplagten Stadt, das Naherholungsgebiet der Einheimischen – und eine Wundertüte für Touristen: der Griffith Park. „Stadtpark“ will nicht recht passen – bei einer Fläche von 17 Quadratkilometern! Die meisten L.A.-Besucher ahnen kaum, welche legendären Ausflugsziele sich im hügeligen Gelände zwischen Filmstudios und der Interstate 5 verbergen.
Hollywood von hinten
Fangen wir darum bei einem Wahrzeichen an, das jeder kennt – ohne zu vermuten, dass es im Park steht: das Hollywood-Schriftzeichen, das auf Mount Lee thront, gut sichtbar von fast überall, aber überraschend schwer erreichbar. Von der Sunset Ranch aus kann man einen geführten Reitausflug hinauf zum weltberühmten Logo machen. Als ich den Ausritt vor Jahren selbst unternahm, war der Blick hinter die Kulissen des stark verwitterten Schriftzeichens ernüchternd – längst weiss L.A. wieder, wie viel PR in diesen Buchstaben steckt.

Batmans Höhle: mit Tunnelblick
Kaum ein Tag, an dem im Park nicht gedreht wird. Die bewaldeten Hügel waren Allzweck-Hintergrund für Hunderte Filme. Der Boss der Warner-Brothers-Studios – die direkt an den Park grenzen – prägte den Ausspruch: „A tree is a tree, shoot it in Griffith Park.“ Warum Geld für ferne Drehorte ausgeben, wenn der Dschungel vor der Studiotür liegt?
Wer über die Bronson Avenue (ein gewisser Charles Buchinsky liess sich hier zu seinem Künstlernamen inspirieren: Charles Bronson) in die Hügel hinauf fährt, erreicht eine Felslandschaft mit Höhlen: in dieser markanten Kulisse wurde alles gedreht, von römischen Schlachten (Marlon Brando in Julius Cäsar) über Western (The Searchers, auf Platz 12 der AFI-Liste der wichtigsten US-Filme) bis zu Sci-Fi-Kult (Invasion of the Body Snatchers und Star Trek). Und natürlich: das Batmobil, das in jeder Folge der 60er-Serie Batman aus dem Tunnel donnert. Kein Wunder, dass viele Fans für echte Höhlen halten, was in Wahrheit menschengemachte Tunnel sind.
Cowboys im Fakten-Check
Ein oft kolportierter Fehler: der Park sei nach Filmpionier D.W. Griffith benannt. Tatsächlich geht er auf den gleichnamigen Straussenfarmer zurück. Dafür ist ein anderer Filmheld Namensgeber: Gene Autry, Amerikas „singender Cowboy“. Ihm verdanken wir das Autry Museum of the American West. Mit 500‘000 Objekten zu Western-Kunst und Cowboy-Memorabilia zählt es zu den führenden Museen des Landes zum Wilden Westen. Seit einiger Zeit nimmt es eine zentrale Rolle in der Aufarbeitung auch der unrühmlichen Kapitel der Landnahme ein. Die Sonderausstellung „Black Cowboys“ zum Beispiel widmet sich der oft vergessenen Gruppe schwarzer Cowboys – ein Beispiel für den modernen, inklusive Ansatz des Autry.


Kurzer Tunnel, lange Geschichte
Wer sich zum Mount Hollywood hinauf schlängelt, passiert einen kurzen Tunnel – und fährt mitten durch Filmgeschichte. Hinter dem „Mt. Hollywood-Tunnel“ lag in Roger Rabbit das Trickfilmland. Und Marty McFly rast in Back to the Future durch eben diesen Eingang. Der Filmtrick verlängert, was für uns in wenigen Sekunden vorbei ist.
Nicht nur für Sterngucker
Oben angekommen, erwartet uns ein architektonisches Juwel im Art-Deco-Stil: das Griffith Observatory. Diese Pilgerreise unternehmen die Jünger von James Dean, dem hier ein Denkmal gestellt wurde. Aber Achtung, der berühmte Messerkampf der Halbstarken in Rebel without a Cause fand nicht vorne, sondern hinten links statt!



Für die heutige Generation ist allerdings La La Land prägender. Nachdem Ryan Gosling und Emma Stone in einer bezaubernden Szene durch das Planetarium geschwebt waren, stellte die Los Angeles Times einen Tourismus-Boost fest! Geschäftstüchtige Tour Operators begannen sofort, La-La-Land-Stopps in ihre Führung einzubauen. Fremde Planeten werden in gestochen scharfen Bildern an die Decke der 23 Meter weiten Kuppel projiziert. Während die meisten Ausstellungen im Observatorium gratis sind, sollte uns die Planeten-Schau 10 Dollar wert sein.

„I’ll be back“ – und zwar in den Zoo
Arnold Schwarzenegger trat als Terminator splitternackt vor dem Observatorium auf – und kam wie versprochen back in den Griffith Park: als Eraser verschlug es ihn in ein verlassenes Tiergehege des alten Los Angeles Zoo – es wurde 1965 aufgegeben. Die überwucherten Grotten und Käfige sind ein tolles Foto-Sujet und ein ebenso mysteriöses wie faszinierendes Ausflugsziel. Manche Ecken im Griffith Park wirken wie Natur – andere wie ein Filmset. Oft trifft beides zu.
Tipps für deinen Besuch im Griffith Park
- Geöffnet täglich von 05.00 bis 22:30 Uhr
- Bronson Caves: kostenlos, Zugang über Canyon Drive
- Autry-Museum: vis-a-vis vom Los Angeles Zoo
- Old LA Zoo: kostenlos und auf eigene Verantwortung. Zu Fuss vom Merry-Go-Round-Parkplatz
- Tickets für die Sternenschau im Planetarium nur an der Tageskasse – keine Reservierungsmöglichkeit
- Parken beim Observatorium: ein Luxus. Abends noch mehr – weil man den Sternenhimmel dann besser sieht.
Bildquellen: Roland Schäfli, Ferris Bühler, Unsplash.