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Los Angeles reisst Altes gerne ab. Aber diese Lokale der Goldenen Ära von Hollywood haben überlebt – mit Stil, Steak und Starpower. Wer dort einkehrt, kriegt mehr als gutes Essen: als Beilage eine Zeitreise.

Tam O’Shanter

Als ein jugendlicher Walt Disney 1922 sein erstes Animationsstudio gründete, ging er zum Lunch nur über die Strasse, den Los Feliz Boulevard: das schottisch inspirierte Tam O’Shanter – mit Holzvertäfelung, Kaminsaal und Clanflaggen – galt bald als Disneys inoffizielle Kantine – weil der notorische Geizhals sich keine eigene leistete. Seine Zeichner liessen sich vom Interieur für das Zwergenhaus in Snow White inspirieren.

Die üppige Innendekoration ist eine Hommage an die kriegerischen Triumphe schottischer Clans.

Das butterzarte Prime Rib zergeht auf der Zunge, die Marinade ist streng geheim, ein rauchiger Scotch dazu passend. Und selbst als der ältere Walt Disney mächtig viel Mäuse hatte, setzte er sich regelmässig auf seinen Stammplatz (Tisch 31) – eben wie Dagobert Duck. Irgendwann glaubten die anderen Gäste wirklich, das „Tam“ sei die Disney-Kantine. Dabei ist es das älteste Restaurant in Los Angeles, das kontinuierlich von derselben Familie betrieben wird. Rekord! 

In diesen Wänden ist Hollywood-History lebendig – und aktuelle Stars sind ebenso anzutreffen. Bei meinem letzten Besuch spies John C. Reilly ungestört am Tisch nebenan. 

The Formosa

Wer unter der Markise des Formosa eintritt, der betritt Filmgeschichte.

Dass Filmgrössen sich im Formosa die Klinke in die Hand gaben und geben, verdankt das kleine, aber feine Etablissement einem glücklichen Zufall: es machte 1939 am Santa Monica Boulevard 7156 auf – zur selben Zeit eröffneten gleich im Block gegenüber Chaplin und andere Filmstars ihr eigenes Studio. Anfangs nur ein stillgelegter Trolley-Car (die Strassenbahn steht als Kultobjekt noch heute da), wurde das Café schnell zum Hotspot der Stars, die keine Lust auf Studiokantine hatten. Im Formosa wurde eine Szene des bekannten Hollywood-Krimis „L.A. Confidental“ mit Kim Basinger gedreht – wozu die Filmcrew – eben – nur um die Ecke zu gehen brauchte. 

Wer durch diese Türen tritt, atmet Filmgeschichte förmlich ein – gemischt mit den exotischen Dämpfen aus der asiatisch inspirierten Küche. Zur ständigen Deko zählen die Autogramme der Gäste. Einer war John Wayne. Eines Abends liess sich der „Duke“ nicht mehr wachrütteln. Also liess der Koch ihn den Rausch in seiner üblichen Booth ausschlafen (Nummer 3, bis heute für ihn „reserviert“). Als das Personal am nächsten Morgen aufmachte, hatte Wayne für alle Breakfast gemacht. Ihm zu Ehren steht der Cocktail „The Duke’s All Nighter“ auf der Karte.

Noch eine Attraktion: bei Bodenarbeiten wurde der geheime Safe von Gangster „Bugsy“ Siegel freigelegt – der Mobster und Vegas-Pionier hatte unter den Dielen seinen Notgroschen gebunkert, was man sich durch eine Glasplatte anschauen kann.

Zweimal sollte das Lokal abgerissen oder modernisiert werden, doch Proteste – unter anderem von Bono – verhinderten das. Thank you! 

Musso & Frank Grill

Seit 1919 am Hollywood Boulevard 6667 – und seit jeher erste Adresse für blutiges Steak, harten Whisky und millionenschwere Filmdeals: Musso & Frank ist kein Ort, es ist ein Kapitel Filmgeschichte.

Raymond Chandler schrieb am Tresen an seinem Krimi-Klassiker The Big Sleep, Steve McQueen schlief schon mal unter dem Tresen ein, und über den überlebensgrossen New Yorker Steaks wurde mancher Hollywood-Vertrag ausgehandelt. Der heutige Operateur, John Mosso, ist der Nachfahre des Gründervaters.

Ein Steakhouse mit über 100-jähriger Tradition – lange ein Geheimtipp der Film-Elite. Spätestens seit Quentin Tarantino in der Location für „Once Upon a Time in Hollywood” drehte, wie Al Pacino mit Leonardo DiCaprio einen Deal abschliesst, und Michael Douglas in der Serie „The Kominsky Method“ auf der Ledercouch in jeder Folge seine Cherry-Cola mit Wodka mixt, steigen die Besucherzahlen. Und Touristen staunen über Kellner im Frack, die Star-Anekdoten servieren wie andere ihre Vorspeisen.

Chasen’s

Eine Ecke mit Geschichte: hier liessen es sich Oscar-Gewinner mit Chasens‘ Chili gut gehen.

Legendäre Hollywood Nightclubs wie das Trocadero, Mocambo oder das Brown Derby sind längst von der LA-Landkarte verschwunden. Das Chasen’s ist noch immer da – zumindest halb. 

Das Restaurant am Beverly Boulevard 9039 war lange Schauplatz der Oscar-Verleihung. Hitchcock und Sinatra hatten Stammplätze, Liz Taylor liess sich das berühmte Chili sogar nach Rom einfliegen. Als Chasen‘s 1995 zumachte, trauerten die Fans. Heute beherbergt das Gebäude einen Feinkostladen. Doch eine Ecke durfte bleiben – hier isst man mit Museumstouch, was man sich im Lebensmittel-Teil selbst holt.

Die Gedenktafel am Eingang erinnert ans Who’s Who der Clientele: „Durch die Türen des Beverly Boulevard gingen Filmstars und Mogule, Würdenträger und Präsidenten.“ Stimmt: Ronald Reagan lernte bei einem Blind Date in einer der Sitzecken eine junge Frau namens Nancy kennen.

Bildquellen: Roland Schäfli

Roland Schäfli

Wenn der Abspann längst abgelaufen ist, fängt meine Reise als Filmjournalist an: Als Cinema Scout finde ich verlassene Drehorte und setze mich auf die Spuren von Kult-Filmern. Denn das Kino muss für Filmtouristen erst noch kartographiert werden!   

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