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Erste Kurven, erste Genüsse

Nach der Landung am Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport übernehmen wir unseren Mietwagen – einen kleinen Kia, mit dem wir selbst die schmalsten Landstrassen meistern wollen. Linksverkehr! Die ersten Minuten auf der Strasse sind eine Mischung aus Konzentration und Nervenkitzel – besonders in den zweispurigen Kreisverkehren, in denen sich der Blick nach rechts tief einprägt, leicht verwirrt von der nicht ganz aktuellen Google Maps Navigation.

Stephan ist bereit für den Roadtrip auf Mauritius.

Wir fahren durch kleine Dörfer mit bunt gestrichenen Häusern, herumstreunenden Hunden und Palmen, die im Wind rascheln. Mauritius fühlt sich sofort echt an.

Unsere erste Unterkunft: das stilvolle LUX* Grand Gaube im Nordosten – eine Oase aus Retro-Chic, tropischer Üppigkeit und einem traumhaften Blick über die geschützte Bucht. Am Abend erwartet uns das hoteleigene Restaurant INTI – eine kulinarische Reise durch die peruanisch-japanische Nikkei-Küche mit frischem Ceviche, duftendem Lachs und kreativ gemixten Cocktails.

Golf, Gluthitze & gegrillter Fisch

Früh geht’s los in Richtung Trou d’Eau Douce / Pointe Maurice, von wo uns ein Glasbodenboot zur berühmten Île aux Cerfs bringt. Die tropische Insel mit ihren strahlend weissen Stränden und dichten Mangroven ist ein wahres Wassersportparadies – wir entscheiden uns jedoch ambitioniert für eine Golfrunde auf dem von Bernhard Langer designten 18-Loch-Golfplatz. Neun Löcher reichen uns in der Mittagshitze völlig aus. Danach ziehen wir uns in das ausschliesslich für Golfer zugängliche Strandrestaurant zurück, geniessen das Rauschen der Wellen, gegrillten Fisch und eiskaltes Wasser im Schatten – in der Hoffnung, den Sonnenbrand trotz Lichtschutzfaktor 50 etwas zu beruhigen.

Zwischen Litschis, Lagunen & leiser Hoffnung

Heute erkunden wir den Norden der Insel. Erste Station: Cap Malheureux mit seiner ikonischen roten Kirche und dem Blick auf Coin de Mire. In Grand Baie ist das Leben bunt und lebendig. Auf dem Markt kosten wir Chili-Ananas, frische Litschis und lassen uns durch die kleinen Läden treiben. Hier begegnen wir Jean, einem ehemaligen Fischer, der heute handgefertigten Schmuck aus Griffel-Seeigeln verkauft.

„Ich warte noch auf die Bewilligung der Regierung“, erzählt er. „Ich möchte Krebse züchten – ökologisch, zwischen den Mangroven, und so die Mangroven in ihrer Funktion als Küstenschutz und für die Vielfalt im Meer erhalten.“ Ich erzähle ihm von der Crevettenzucht Lucky Shrimp meiner Freunde in Winterthur und davon, wie wir uns auch in der Schweiz für den Schutz der Mangroven einsetzen. Sein Schmuck ist filigran, die Idee vorausschauend – und Bewilligungen brauchen offensichtlich auch auf Mauritius ihre Zeit.

Markttrubel & Moscheenstille

Unser Mietwagen bringt uns nach Port Louis, die Hauptstadt der Insel. Der Central Market ist ein Fest für die Sinne: Gewürze, frisches Gemüse, getrockneter Fisch, bunte Stoffe. In Chinatown kosten wir Boulettes, Dholl Puri und frischen Zuckerrohrsaft. Ein paar Strassen weiter liegt die Jummah-Moschee, die sich als ruhiger Kontrapunkt zum geschäftigen Treiben präsentiert. Mauritius lebt seine kulturelle Vielfalt – und wir tauchen für einen Tag mittendrin ein.

Zwischen Farbenspiel und Freiflug

Der Weg in den Südwesten führt uns durch Zuckerrohrfelder, Dschungelgrün und kleine Ortschaften. Erstes Highlight: die Siebenfarbige Erde von Chamarel – ein welliges Farbenspiel in Ocker, Violett und Rostbraun. Wenige Kilometer weiter, nach einem Blick in die Black River Gorge – eine sehr grüne, nicht ganz so tiefe Version des Grand Canyon –, tost der Chamarel-Wasserfall 100 Meter in die Tiefe, umgeben von dichter Vegetation.

Dann folgt ein Adrenalinkick: Im Vallée des Couleurs stürzen wir uns als Zipline-Fans in die Tiefe. Die längste der Bahnen misst über 1,5 Kilometer – mit Aussicht auf Flüsse, Wälder, Basaltformationen und schliesslich einer Zipline, die direkt in einen Wasserfall führt.

Ein Berg, ein Mythos & die stille Wahrheit

Heute steht der Le Morne Brabant auf dem Programm – ein UNESCO-Weltnaturerbe und Symbol des Widerstands. Auf dem Weg nehmen wir Kavi mit, einen jungen Guide, der am Berg arbeitet und per Autostopp unterwegs ist. „Viele sehen die Aussicht – aber nicht, was hier passiert ist“, sagt er. Er erzählt von entflohenen Sklaven, die sich im 19. Jahrhundert auf dem Berg versteckten – und von einer tragischen Legende, die sich tief ins kollektive Gedächtnis der Insel eingebrannt hat.
Der Aufstieg ist steil, besonders im letzten Drittel. Doch die Aussicht vom Gipfel – Lagunen, Sandbänke und endloses Blau – macht alles wett.

Wo das Meer langsam Tschüss sagt

Unser letzter Tag führt uns zur Île des Deux Cocos im Blue Bay Marine Park – eine ruhige, charmante Insel mit einem kolonialen Herrenhaus. Der einst berühmte Schnorchelspot zeigt heute die Realität des Klimawandels: Viele Korallen sind durch Bleiche geschädigt, das Riff erholt sich nur langsam. Und doch lohnt sich ein Besuch. Wer Entschleunigung sucht, ist hier genau richtig: ein Buch lesen, Podcasts hören oder einfach im Schatten dösen.

Tipp: Eigene Badeschuhe und Flossen mitbringen. Viele Anbieter verleihen keine Flossen mehr, um das Riff zu schützen. Wer damit umgehen kann, schont die Unterwasserwelt – und hat mehr Freude am Schnorcheln.

Zurück auf dem Festland lassen wir die Woche in Flic en Flac ausklingen – mit einem letzten Bad, einem Sonnenuntergang in warmem Orange und einem lokalen Phoenix Beer in der Hand.

Fazit: Mehr als Meer

Diese Insel ist mehr als ein Badeparadies. Sie ist eine Einladung zum Hinschauen: auf die Umwelt, auf kulturelle Vielfalt, auf kleine Ideen mit grosser Wirkung.

Wer Mauritius mit Neugier bereist – durch Dörfer, über Berge, in Gesprächen mit Einheimischen –, wird mehr mitnehmen als nur schöne Fotos.

Mauritius bleibt. Und wirkt nach.

(c) Die sind von Stephan Lendi oder von Unsplash und Pixabay

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Jannina StübenJannina Stüben2. Mai 2025