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Tourismus kann verbinden, inspirieren – und verändern. Doch neben Umweltfragen rückt zunehmend eine andere Dimension ins Zentrum der Diskussion: die soziale Verantwortung des Reisens. Denn dort, wo Ferien gemacht werden, leben auch Menschen – mit eigenen Bedürfnissen, Traditionen und Herausforderungen.

Reisen hinterlässt nicht nur ökologische, sondern auch gesellschaftliche Spuren: Beliebte Destinationen leiden unter steigenden Mietpreisen durch Massentourismus, überlasteten Infrastrukturen oder kulturellen Missverständnissen. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, wie Tourismus zu mehr Fairness und Respekt im Miteinander beitragen kann. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist der Wunsch vieler Reisender gross, genau dies umzusetzen. Doch wie gelingt das konkret? Hier sind fünf Ansätze, die deine Reisen verantwortungsvoller machen – und passende Anbieter.

1. Voluntourism

Die Wortkombination aus „Volunteering“ (Freiwilligenarbeit) und „Tourism“ – beschreibt Reisen, bei denen Tourist:innen einen Teil ihrer Zeit damit verbringen, sich ehrenamtlich in sozialen oder ökologischen Projekten vor Ort zu engagieren. Die Idee ist, Ferien mit sinnvollem Engagement zu verbinden. Ob beim Bau von Schulen, in der Kinderbetreuung oder beim Umwelt- und Tierschutz.

Typische Projekte in Voluntourism:

  • Bildung: Unterrichten von Kindern oder Erwachsenen in Entwicklungsländern
  • Gesundheitswesen: Unterstützung in Kliniken oder bei Aufklärungskampagnen
  • Naturschutz: Arbeiten in Naturparks, bei Aufforstungsprojekten oder Tierschutzinitiativen
  • Gemeindebau: Bau von Schulen, Brunnen oder Häusern für bedürftige Gemeinschaften

Bekannte Anbieter:

2. Community-Based Tourism

Community-based Tourism (CBT) stellt lokale Gemeinschaften in den Mittelpunkt touristischer Aktivitäten. Anders als bei klassischen Reisemodellen wird hier nicht für, sondern mit der lokalen Bevölkerung gearbeitet. Die Gemeinschaften selbst entwickeln, gestalten und betreiben die touristischen Angebote – und profitieren direkt von den Einnahmen.

Beispiele für CBT:

  • Homestays in ländlichen Dörfern, z. B. in Thailand, Peru oder Marokko, bei denen Reisende bei Familien wohnen und den Alltag miterleben.
  • Geführte Touren durch indigene Gebiete, bei denen lokale Guides ihre Geschichte und Traditionen erzählen.
  • Kooperative Projekte wie gemeinschaftlich betriebene Handwerksmärkte, Naturparks oder Farmen, die Besucher:innen öffnen.

CBT fördert einen respektvollen, authentischen Austausch zwischen Reisenden und Gastgeber:innen. Besucher:innen erhalten nicht nur Einblicke in Kultur, Alltag und Traditionen, sondern erleben diese aus erster Hand – beim gemeinsamen Kochen, in handwerklichen Workshops oder bei geführten Touren durch die Region.

Das Besondere: Die Wertschöpfung bleibt innerhalb der Gemeinschaft. Hotels, Restaurants und Aktivitäten werden nicht von grossen Konzernen betrieben, sondern von den Menschen vor Ort. Damit stärkt CBT die wirtschaftliche Eigenständigkeit und trägt dazu bei, kulturelles Erbe und soziale Strukturen langfristig zu erhalten.

Bekannte Anbieter:

3. Fair-Trade-Reisen

Fair Trade Tourism basiert auf dem Prinzip, dass Reisen nicht nur den Gästen, sondern auch den Gastgeber:innen zugutekommen muss. Inspiriert von den Grundsätzen des fairen Handels in der Produktwelt (z. B. bei Kaffee oder Kleidung), strebt Fair Trade Reisen danach, faire Arbeitsbedingungen, transparente Partnerschaften und nachhaltige Einkommensquellen für lokale Anbieter:innen zu schaffen.

Das Ziel: Jeder, der an der Reise beteiligt ist – vom Hotelpersonal über die Guides bis hin zu den Kunsthandwerker:innen –, soll angemessen entlohnt werden und unter würdigen Bedingungen arbeiten können.

Beispiele:

  • Übernachtung in zertifizierten Fair Trade Hotels, die faire Löhne zahlen und soziale Projekte fördern.
  • Touren mit lokalen Reiseveranstaltern, die ihre Einnahmen zu gleichen Teilen mit den Gemeinschaften teilen.
  • Besuche in Fair-Trade-zertifizierten Gemeinden, wo Reisende lokale Produkte erwerben und authentische Begegnungen erleben können.

Bekannte Anbieter:

4. Kulturelle Austauschprojekte

Kultureller Austausch im Tourismus geht weit über das blosse Beobachten von Traditionen oder das Besichtigen von Sehenswürdigkeiten hinaus. Er basiert auf echter Begegnung, gegenseitigem Lernen und dem Respekt vor anderen Lebensweisen. Für Reisende bietet sich die Möglichkeit, authentische Erfahrungen zu sammeln und in den Alltag der lokalen Bevölkerung einzutauchen. Für Gastgeber:innen bedeutet es, ihre Kultur selbstbestimmt zu vermitteln – und gleichzeitig wirtschaftlich zu profitieren.

Beispiele:

  • Koch- oder Tanzworkshops, die von lokalen Gastgeber:innen geleitet werden
  • Teilnahme an traditionellen Festen oder Zeremonien, bei denen Reisende nicht nur zusehen, sondern eingebunden werden
  • Gemeinsame künstlerische Projekte (z. B. Musik, Handwerk, Theater)
  • Sprachaustausch-Programme oder Schulbesuche, bei denen sich Reisende mit Schüler:innen austauschen
  • Interkulturelle Camps, bei denen junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenleben und lernen

Bekannte Anbieter:

5. Soziale Stadttouren

Soziale Stadttouren eröffnen neue Perspektiven auf urbane Räume und setzen bewusst auf Begegnungen abseits der klassischen Touristenpfade. Diese Touren werden häufig von sozialen Organisationen, lokalen Initiativen oder Menschen mit besonderer Stadterfahrung gestaltet. Im Mittelpunkt stehen oft Themen wie soziale Gerechtigkeit, Integration, Geschichte von marginalisierten Gruppen oder alternative Stadtentwicklungsprojekte.

Beispiele für soziale Stadttouren

  • Geführte Touren durch alternative Stadtviertel, bei denen Geschichten von Migration, Armut, sozialem Wandel oder kultureller Vielfalt erzählt werden.
  • Street-Art- und Kulturführungen, die urbane Kunst im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen erklären.
  • Touren aus der Perspektive von Randgruppen, etwa von ehemaligen Obdachlosen, die ihre Erfahrungen und Lebensrealitäten schildern.
  • Besuche sozialer Projekte, wie z. B. Nachbarschaftsgärten, Flüchtlingsinitiativen oder Sozialunternehmen.

Bekannte Anbieter:

Jannina Stüben

Meine ideale Vacation ist die Flexication. Mal reise ich solo mit dem Rucksack durch indische Homestays, mal liege ich als Luxus-Hotelgast im Infinitypool auf Mauritius. Für mycation nehme ich die Welt, wie sie kommt – neugierig, flexibel und voller Leidenschaft.

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Stephan LendiStephan Lendi9. Mai 2025