Skip to main content

Wenn der Juni kommt, verwandelt sich Basel – sonst eher ruhig und charmant bescheiden – in eine pulsierende Bühne der Kunstwelt. Es fühlt sich an, als würde ein Farbwirbel durch die Strassen ziehen, der Sammler, Künstler, Kuratoren und Kunstliebhaber aus aller Welt mit sich reisst. Ich war mittendrin – auf der Art Basel 2025 – unvergesslich, wie jedes Jahr.

Ein Universum voller Kunst

Vom 19. bis 22. Juni öffnet die Art Basel ihre Tore für das breite Publikum, doch die Stadt war schon Tage zuvor in Aufruhr. Die Messe selbst ist mehr als nur eine Ausstellung – sie ist ein lebendiges Kunstuniversum, das sich in verschiedene Galaxien aufteilt: die Hauptmesse mit über 280 Galerien, die „Liste Art Fair Basel“ für junge Talente, die avantgardistische „Volta“ – und mein persönlicher Favorit: die Sektion „Unlimited“.

Die Unlimited-Fläche der Art Basel hat eine Grösse von 16.000 Quadratmetern. Auf dieser riesigen Bühne, wo die Dimensionen gesprengt werden, treffen monumentale Installationen auf visionäre Ideen. Kuratiert wurde „Unlimited“ dieses Jahr von Giovanni Carmine, dem Direktor der Kunst Halle St. Gallen – ein Meister der Inszenierung, der auch schon die Schweizer Teilnahme an der 55. Biennale von Venedig 2013 gestaltete. Die Werke dort sind nicht nur gross – sie sind grossartig, eindringlich, zum Staunen und zum Nachdenken. Einige davon wurden gezielt für diese riesige Halle konzipiert und alle Werke kann man auch kaufen. 

Besonders gefallen hat mir die Performance von kubanisch-US-amerikanischer Installationskünstler Félix González-Torres: “Untitled” (Go-Go Dancing Platform) aus Jahr 1991. Diese Performance ist in einer Zeit tiefgreifenden persönlichen Verlusts und vor dem Hintergrund weitverbreiteter Homophobie, entstanden. Und doch enthält das Werk auch Momente der Freude und der Begierde. Besonders pikant: Als Kulisse für diese Performance diente ausgerechnet ein Werk des russischen Künstlers Erik Bulatov – ein Zufall oder doch eine gezielte Inszenierung?

Olgas Favorit: Die Performance von Félix González-Torres.

Zwischen Champagner und Bier

Die Hauptmesse war ein Erlebnis wie ein Festmahl der Sinne –  die Galerien aus Europa, Afrika, Nord- und Lateinamerika, sowie Asien präsentieren über 4000 Künstler aus aller Welt, die Werke von Klassikern der Moderne bis zu den Visionären der Gegenwart. Wer kaufen wollte, musste schnell sein: Viele Kunstwerke wechselten schon an den VIP-Tagen den Besitzer. Ich liess mich treiben, sog Eindrücke auf wie ein Schwamm und gönnte mir zwischendurch eine Pause – mit einem Glas Champagner in der Hand.

Homme à la pipe assis et amour von Pablo Picasso hat einen geschätzten Wert von 30 Millionen Franken.

Ein Werk zog besonders viele Blicke auf sich und sorgte für hitzige Diskussionen: Him, eine Skulptur des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan, wurde von vielen als das provokanteste Werk der Messe bezeichnet. Die vollplastische Statue stellt den mit einem grauen Anzug bekleideten Adolf Hitler als Vollfigur in kniender Haltung und zum Gebet gefalteten Händen dar – eine Darstellung, die bewusst irritiert und herausfordert. Ganz interessant, auf der Art Basel wurde die Skulptur mit einem Papiersack über dem Kopf präsentiert, was ihre Wirkung nicht minderte, sondern noch verstärkte und von einer Securitas-Mitarbeiterin bewacht. Das Werk wurde übrigens bereits verkauft.

Besonders provokant und bewusst herausfordernd: HIM von Maurizio Cattelan

Wem das alles zu elitär erscheint, dem sei die „Liste Art Fair Basel“ ans Herz gelegt – die sympathische kleine Schwester der grossen Messe. Seit 1996 bietet sie aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne – authentisch, jung, neugierig. Die Atmosphäre? Locker, lebendiger, entspannter. Statt Champagner gibt’s Bier, und viele Künstlerinnen und Künstler sind selbst vor Ort – greifbar, offen, nahbar. Hier spürt man die Zukunft der Kunst in jeder Pore.

Jeder ist ein Teil davon

Nicht nur die Kunstwerke sind an der Art Basel eindrücklich, sondern auch die Besucher. An VIP-Tage kann man viele Persönlichkeiten und Stars aus alle Bereichen treffen. Was auch fasziniert: die Outfits von Besuchern. Sehr untypisch für die Schweiz ist das Publikum bunt und aussergewöhnlich gekleidet. Man kommt, um zu sehen und gesehen zu werden. Die Art Basel ist eben auch ein gesellschaftliches Ereignis, eine Bühne für die Kunst der Selbstinszenierung.

Die Art Basel zieht ein vielfältiges Publikum an.

Die Art Basel ist nicht nur eine Messe – sie ist eine Reise durch das Jetzt der Kunst. Wer die Zeit und noch Energie hat, kann an verschiedenen Veranstaltungen, Performances und Partys teilnehmen. Für mich ist klar: Wer Kunst liebt oder in diese Welt eintauchen will, kommt an Basel im Juni nicht vorbei. Ich bin jetzt schon voller Vorfreude auf das nächste Jahr.

Bildquelle: Olga Cudakova

Olga Cudakova

Meine ideale Vacation ist die Kultourcation. Als Kultouristin lasse ich mich von Museen, Galerien und kleinen Cafés inspirieren, entdecke lokale Handwerkskunst und Geschichten hinter den Fassaden. Bei mycation zeige ich, wie Kunst und Kultur nicht nur Ziele, sondern auch Wege zu neuen Perspektiven sein können.

Kakao, Krater, Kultur Mein ganz persönlicher Guatemala-Guide

Mein ganz persönlicher Guatemala-Guide

Janina Marisa SchenkerJanina Marisa Schenker25. Juni 2025
Wir zeigen die schönsten Alternativen Um diese Strände solltest du einen Bogen machen