In die Stadt verliebt habe ich mich, als mein bester Freund zum Studieren ans renommierte Max-Reinhardt-Seminar ging, um Regie zu studieren. Ich fuhr hin, wann immer es möglich war. Meistens war es Winter. Wir gingen im Garten der Hofburg spazieren, tranken in Kaffeehäusern viel zu viel Kaffee, sassen abends im Burgtheater auf den billigsten Plätzen, landeten danach noch im Café Hawelka auf ein paar Bier und diskutierten über das Leben.

Für mich ist Wien bei jedem Wetter schön. Ich mag die österreichische Hauptstadt auch heute am liebsten, wenn die Touristenmassen noch nicht eingefallen sind – im Januar, zum Beispiel, wenn alles erst langsam wieder aus dem Festtagskoma erwacht, kaum jemand schon an Ferien denkt und jeder Sonnentag ein Geschenk ist.

Noch immer entdecke ich die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten bei jedem Besuch neu und doch habe ich längst Adressen, die ich abklappere, wenn ich wieder da bin. Das sind meine persönlichen Tipps für ein verlängertes Wochenende in Wien.
Stilvoll und individuell übernachten: Hotels in Wien


Besonders unter Kreativschaffenden ist das charmante Hotel am Brillantengrund längst kein Geheimtipp mehr. Die Zimmer in diesem niedrigen, denkmalgeschützen Biedermeier-Gebäude gruppieren sich um einen begrünten Innenhof – der besonders im Sommer sehr reizvoll ist. Eingerichtet sind die Räume mit Vintage-Möbeln der 50er- bis 80er-Jahre. Zum familiengeführten Hotel im 7. Bezirk gehört auch ein kleines, empfehlenswertes Restaurant mit philippinischer Küche. Neuer und cleaner, aber auch sehr stylisch ist das Hotel Indigo. Es befindet sich im 5. Bezirk gleich in der Nähe des Naschmarktes. Viele Zimmer haben hier einen eigenen Balkon, der wiederum in den hübsch gestalteten Innenhof des Hotels hineinragt. Davon, dass draussen das Stadtleben pulsiert, bekommt man hier nicht viel mit. Im 6. Bezirk in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist das Hotel Josefine untergebracht. Das Haus mit viel Pariser Boudoir-Charme ist plüschig-verspielt, durchdacht und schick zugleich.

Isabels Tipp fürs Hotel Josefine:
Das Frühstück unbedingt dazu buchen: Man bestellt im kleinen Salon à la carte so viel man essen mag, serviert wird auf hübschen Etageren. Das Beste für Langschläferinnen wie mich: Unter der Woche gibt’s Frühstück bis 12 Uhr, am Wochenende bis 14 Uhr.
Schnitzel, belegte Brote und Kaffee: Restaurants in Wien
Restaurants gibt es in Wien wie Sand am Meer, man sollte sich nicht davor scheuen selbst auf Entdeckungstour zu gehen. In sympathischer Atmosphäre ausgezeichnet essen, lässt es sich im Lokal im Hof, im Hof der Alpenmilchzentrale. Danke einer Empfehlung habe ich das Gasthaus Steindl entdeckt, eine Quartierbeiz, die unlängst von einem jungen Team übernommen wurde, das sie mit Liebe weiterführt. Man kann hier gut alleine einkehren und es sich bei österreichischer Küche gutgehen lassen. Für ein perfektes Wienerschnitzel lohnt sich ein Besuch in der Meierei mitten im Stadtpark. Sollte das begehrte Restaurant voll sein, bekommt man Essen auch an der Bar serviert. Fast schon eine Kette ist das Plachutta, trotzdem ist das Restaurant Kult und Tafelspitz-Fans werden hier sehr glücklich.



Mehrere Filialen gibt es auch vom Trzesniewski, ein traditioneller Imbiss, in dem primär belegte Brote verkauft werden. Die Filiale in der Nähe des Stephansdoms eignet sich ausgezeichnet, um kurz einen Happen zu essen, einen Pfiff (0.1 Bier im Mini-Krügerl) dazu zu trinken, um sich dann wieder ins Getümmel zu stürzen. Und wenn man schon mal in der Nähe ist, dann gibt’s zum Dessert noch einen Topfenstrudel im Demel – auch wenn das Café längst kein Geheimtipp mehr ist.
Apropos Kaffee und Kuchen: Einmal solltest du unbedingt im Café Jelinek gewesen sein, dieses Kaffeehaus im 6. Bezirk sieht innen genauso uralt aus wie es ist, trotzdem ist der Charme des Ortes unbezahlbar. Im Winter bollert hier ein kleiner Holzofen. Edler geht’s abends in der Loosbar zu, hier kannst du gediegen an ein paar Cocktails nippen. Die American Bar nach den Entwürfen des Architekten Adolf Loos ist fast ein Must.
Was gucken, was tun: Theater und Kunst in Wien
Wien ist eine Theaterstadt und das Burgtheater ist zweifelsohne der Olymp der deutschsprachigen Bühnen, den man unbedingt einmal von innen gesehen haben sollte. Mindestens so spannende, wenn nicht spannendere, Theaterinszenierungen gibt’s im Wiener Volkstheater. Mein Tipp: Auch auf den billigsten Plätzen sieht man hier noch sehr gut, also einfach mal für 13 Euro ein Ticket kaufen und sehen, was der Abend so bringt.




Ganz in der Nähe befindet sich das Museumsquartier in den ehemaligen Hofstallungen des Kaisers. Hier findest du nicht nur das Leopold Museum, die Kunsthalle Wien und das Mumok mit tollen Wechselausstellungen, sondern ganz verschiedene Kunst- und Kulturräume. Das Naturhistorische Museum ein paar hundert Meter weiter, steht vielleicht nicht auf jeder Bucket List ganz oben, aber allein schon die Räumlichkeiten sind sehr beeindruckend: für Regentage eine gute Option. Im Keller der Wiener Secession befindet sich das berühmte mehrteilige Beethovenfries, es ist eines der Hauptwerke von Gustav Klimt. Auch das solltest du dir nicht entgehen lassen.
Wem der Sinn nach leichterem Vergnügen steht, sollte dem Vergnügungspark auf dem schönen Praterareal einen Besuch abstatten. Der sogenannte Prater ist weltberühmt und hat einen Charme, irgendwo zwischen Lebenslust und Schwermut. Statt viel Geld fürs Riesenrad auszugeben, empfehle ich dir eine Fahrt mit dem zweithöchsten Kettenkarussell der Welt. Du solltest allerdings schwindelfrei sein: 117 Meter sind echt hoch und man sitzt lediglich in einem kleinen Metallsessel. Aber die Sicht über Wien ist ein Traum.
Kleider, Blumen und unabhängige Brands: Shopping in Wien

Der 7. Bezirk, der sogenannte Neubau, ist nicht nur jung und hip, es lässt sich hier auch wunderbar bummeln und shoppen. An diesem Teil der Mariahilfer Strasse, die seit etlichen Jahren autofrei ist und die innere Stadt mit dem Westbahnhof verbindet, findest du alle gängigen Läden und Modeketten. Ich mag die Mariahilfer Strasse lieber als die edlere, polierte Kärntner Strasse in der Innenstadt. In den Seitenstrassen rund um die Neubaugasse lassen sich im 7. Bezirk kleine Boutiquen und schöne Shops entdecken. Im Kitsch Bitch Sight Store gibt’s coole Mode und hübsche Accessoires. Das Calienna vereint Pflanzengeschäft mit Stil und Kreativität. Und weil ein grünes Mitbringsel vielleicht eher unpraktisch ist, kann man in diesem schönen Ambiente auch einfach Kaffee trinken. Im OTOTO Store, in dem kleine, unabhängige Brands im Fokus stehen, findest du über 300 Produkten rund um Essen, Getränke und Beauty. Wien ist ausserdem voller Secondhand-Läden, toll kuratiert ist Wolfmich. Mich begeistert der Laden mit seinem coolen Sortiment, auch wenn ich meistens einfach nur gucke.
Hinkommen und rumkommen: Anreise Wien
Klar kann man nach Wien fliegen, ich mag die Anreise mit dem Nachtzug lieber. Wenn du zu Saisonrandzeiten fährst, dann gibt es für den Nachtzug oft sehr attraktive Angebote. Ausserdem sind seit einiger Zeit neue Nightjets im Einsatz. Wer sich dort eine Einzel- oder Doppelschlafabteil mit WC (oder sogar mit Dusche) sichert, kommt sich vor wie im Hotel. Abends gibt’s einen Schluckt Sekt und morgens ein kleines Frühstück à la carte. Es lohnt sich auch bei der ÖBB Verbindungen mit einem Umstieg zu prüfen, dann besteigt man zwar erst später den Schlafwagen, aber die Tickets sind oft um einiges günstiger. Am Wiener Hauptbahnhof angekommen, bringen einen die öffentlichen Verkehrsmittel in alle Himmelsrichtungen. Aber um die Stadt wirklich zu erleben und eigene überraschende Entdeckungen zu machen, solltest du sowieso so viel wie möglich zu Fuss gehen.

Noch nicht genug von Wien? Dann lies hier, was die vier Must-Dos von mycation Contributor Anastasia sind.