Schon beim Anflug auf Costa Rica sehe ich die grünen, üppigen Landschaften unter mir vorbeiziehen. Die Vorfreude steigt, als ich endlich in San José lande. Es ist mein erstes Mal in Mittelamerika, und ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. Die erste Station meiner Reise ist der Tortuguero Nationalpark, und ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind. Mein erklärtes Ziel: Ein Faultier sehen.
Wo die Affen Guten Morgen brüllen
Tortuguero erreicht man nur per Boot oder Flugzeug. Ich bin gerade weit geflogen und entscheide mich für das Boot – das Abenteuer beginnt schon auf dem Wasserweg. Die einstündige Fahrt durch die Kanäle des Nationalparks ist atemberaubend: Vorbei an Kaimanen, schillernden Kolibris und neugierigen Kapuzineraffen fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Unsere Lodge, die Laguna Lodge, ist eine Oase der Ruhe, nur per Boot erreichbar.

Die nächsten Tage verbringe ich damit, den Nationalpark zu erkunden. Die Ranger, die uns begleiten, kennen jedes Geräusch und jede Bewegung im dichten Regenwald. Brüllaffen, Faultiere und bunte Vögel sind hier zu Hause. Besonders faszinierend ist die nächtliche Bootstour, bei der wir Grüne Meeresschildkröten beobachten, die an den Strand kommen, um ihre Eier abzulegen. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Wildwasser-Rodeo und Vogel-Disco
Bisher habe ich leider kein Faultier gesehen, es bleibt aber keine Zeit für Trauer. Von der Karibikküste geht es nämlich weiter ins Binnenland nach Sarapiquí. Die Fahrt ist lang, aber die Landschaft, die an uns vorbeizieht, ist abwechslungsreich und wunderschön. Sarapiquí ist bekannt für seine Vogelbeobachtungen und Wildwasserabenteuer. Ich bin keine grosse Vogelkennerin, aber die Vielfalt der gefiederten Freunde, die ich dann im Tirimbina Schutzgebiet sehe, ist beeindruckend. Wir sehen Tukane und Papageien und noch mehr kleine Kolibris, die wie kleine, glitzernde Discokugeln durch die Luft schwirren.

Doch der wahre Nervenkitzel kommt beim Rafting auf dem Sarapiquí-Fluss. Die Stromschnellen sind eine echte Herausforderung, aber unser Guide navigiert uns sicher hindurch. Das kühle Wasser ist eine willkommene Erfrischung vom tropischen Klima. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und nassen Klamotten beende ich den Tag und freue mich auf die nächsten Abenteuer.
Hoch, heiss und himmelweit
Die nächsten zwei Tage stehen im Zeichen des Vulkans El Arenal. La Fortuna, das Städtchen am Fusse des Vulkans, ist ein beliebtes Touristenziel, aber die Wanderungen durch die erkalteten Lavafelder und die Nebelwälder sind halt auch ein absolutes Muss. Unsere Wanderung über die Hängebrücken im Mistico Arenal Hanging Bridges Park ist ein Highlight: In luftiger Höhe spazieren wir durch die Baumkronen. Die Aussicht auf den Vulkan ist spektakulär, und ich fühle mich klein angesichts dieser mächtigen Naturgewalt.

Besonders angenehm ist der Aufenthalt in unserem Hotel, dem Arenal Manoa. Nach den Wanderungen entspannen wir in den hoteleigenen heissen Quellen, die durch den Vulkan erwärmt werden. Während ich im warmen Wasser sitze und den Sternenhimmel über mir betrachte, beginne ich zu verstehen, was “Pura Vida” – das Lebensmotto der Ticos und Ticas – bedeutet.
Nicoya Vibes
Die letzten Tage unserer Reise verbringen wir auf der Nicoya-Halbinsel. Schon bei der Ankunft in der Lagarta Lodge in Nosara spüre ich die entspannte Atmosphäre, welche die Region an der Pazifikküste so berühmt macht. Die endlosen Strände und die spektakulären Sonnenuntergänge sind wie aus einem Bilderbuch.

Nosara ist ein Paradies für Surfer und Yogis. Also wage ich mich aufs Brett und surfe meine ersten Wellen. Ein unglaubliches Gefühl! Die restliche Zeit verbringe ich mit Yoga und Meditation, geniesse die Ruhe und die Schönheit der Natur. Die Nicoya-Halbinsel ist eine der fünf Blauen Zonen der Welt, wo Menschen besonders lange und gesund leben. Nach zehn Tagen im tropischen Paradies verstehe ich, warum. Die Lebensfreude und Gelassenheit der Ticos und Ticas ist ansteckend, und ich nehme mir vor, ein Stück dieses «Pura Vida» mit nach Hause zu nehmen. Und siehe da: An meinem letzten Tag sehe ich doch tatsächlich mein herbeigesehntes Faultier, als hätte das Universum nur darauf gewartet, dass ich einfach geschehen lasse, was geschehen soll.
Das Ende meiner Reise ist da. Was für ein unvergessliches Erlebnis. Die Vielfalt der Landschaften, die Herzlichkeit der Menschen und die Fülle der Natur haben mich tief beeindruckt. Costa Rica, du hast mein Herz!