Von vielen als vermeintlicher Kinderspass belächelt, von anderen gefeiert: Schlitteln erfreut sich wachsender Beliebtheit. So gehören Schlittelbahnen inzwischen zum Standardangebot jeder Wintersportdestination.
mycation Contributor Markus ist begeisterter Schlittler – präziser Rodler. Der Sport ist vergleichsweise günstig und macht riesig Spass, sofern man sich nicht zu Fuss zum Start hoch bemühen muss. Man sitzt tief und erreicht durch weisse Landschaften und romantische Wälder berauschende Geschwindigkeiten mit entsprechendem Glücksgefühl.
Schlitteln ist nicht einfach Schlitteln
Die meisten setzen sich auf einen Davoser und fahren mit den Füssen lenkend die Hänge runter, während deren Kinder sie mit ihren Plastikbobs begleiten. Rodlerinnen und Rodler steuern ihr Gefährt fast liegend, mit den Seilen und – falls die Kurve enger wird – mit den Händen. Und dann sind da noch jene, die zwar einen Rodel fahren, ihn aber wie einen Davoser bedienen… Obwohl man beim Rodeln sitzt, kann man am Folgetag in den Armen und im Bauch Muskelkater spüren. In diesem Sinn lässt sich dies sehr wohl als Sport mit Fitness steigernder Komponente bezeichnen.

Schlitteln braucht gute Pisten
Schlittelpisten liegen oft zu tief und somit unterhalb der Schneegrenze – vor allem jene in Tagesausflugsdistanz. Schlittelausflüge sind für Unterländer schlecht planbar. Von den zehn Winterwochenenden haben fünf keinen Schnee, zwei weitere schlechtes Wetter und von den verbleibenden drei kann das Umfeld an zwei Tagen nicht mitkommen. Da macht meiner einer den Trip halt schon auch mal alleine. Die besten Pisten für Rodler haben eine Asphaltunterlage und fahren sich dadurch ruhiger. Wiesen sind steiler und holpriger.
Schlitteln ist günstiger
Tageskarten fürs Schlitteln kosten rund die Hälfte eines Skipasses, je nach Destination. Warme Kleider und einen Schlitten hat man schnell beisammen. Das Minimal-Gefährt ist billig, ob im Besitz oder gemietet.
Schlitten und Rodel können fast überall an den Talstationen oder in nahe gelegenen Sportgeschäften gemietet werden. Die Preise bewegen sich je nach Gefährt zwischen 10 und 20 Franken, teilweise sind auch teurere Rennrodel für Adrenalinjunkies im Angebot. Wer einen Rodel mietet, sollte unbedingt auf dessen Gelenkigkeit achten. Je starrer er ist, desto schwieriger ist er zu lenken und Fusseinsätze werden nötig, was mehr bremst als gewünscht.
Schlittel-Tipp von Markus:
Miete einen Rodel und versuche, ihn mit den Seilen zu lenken. Der Spassfaktor ist gegenüber starren Schlitten ungleich höher. Von Bobs sei abgeraten. Teilweise sind sie ohnehin nicht erlaubt.

Schlitteln ist nicht ungefährlich
Gerade auf stark frequentierten Schlittelpisten ist eine Investition in die Sicherheit empfohlen. Schlittelunfälle enden oft tragischer als Skiunfälle. Ein Tempo von 40 km/h ist schnell erreicht. Der Bremsweg ist lang, Bahnen sind schmal, ausweichen schwierig. Ein Aufprall auf den Rücken kann eine Lähmung zur Folge haben. Darum seien Rückenpanzer und Helm empfohlen, auch Velohelme taugen. Mit richtigem Verhalten lassen sich viele Unfälle vermeiden. Oft wird an unmöglichen und unübersichtlichen Orten, sogar auf der Ideallinie angehalten.
Generell gilt es, die Fahrt den eigenen Fähigkeiten anzupassen. Leitwände fehlen normalerweise. Wer die Kurven nicht schafft, kann entweder unkontrolliert den Abhang herunterfallen oder in Bäumen enden. Nach einem Sturz sollte die Bahn jeweils sofort zu geräumt werden. Während auf Skipisten die Regeln einigermassen bekannt sind, weiss man auf Schlittelbahnen oft von nichts.

Wo kann ich schlitteln?
Markus hat eine Übersicht über Bahnen im Tagesausflugsbereich aus dem Unterland oder Destinationen, die speziell auf Schlitteln setzen erstellt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Grundsätzlich verfügt jeder Wintersportort über eine oder mehrere Schlittelbahnen.
An dieser Stelle ein Hinweis: Einige Bahnen liegen sehr tief, auch jene in den Alpen. Während Skifahrende oben im Frühling noch Traumpisten vorfinden, sind die Schlittebahnen im Talabfahrtsbereich meistens schon Anfang März futsch. Die Schneesituation diktiert den Termin, nicht die eigene Agenda.
Filzbach Kerenzerberg (GL)

Lage | Hoch über dem Walensee |
Länge | ca. 7km (bei Schneemangel nur oberes Drittel) |
Höhenlage | 1278 bis 740 m ü.M. / 538m |
Hochtransport | Sessellift |
Basis | Asphaltstrasse |
Nachtbeleuchtung | Stirnlampenmiete |
Verpflegung | Restaurant am Start, Grill am Ziel |
Tageskarte | 35 CHF |
Mehr Informationen | www.kerenzerbergbahn.com |
Das Gefälle ist gering. Darum werden hier auch viele Familien angezogen. Die Bedingungen sind aber auch für Rodlerinnen und Rodler ideal, denn wer die Technik beherrscht, kann die Fahrt voll geniessen. Wenn man die 7km in Filzbach in 10 Minuten runterbraust, kommt man auf einen Schnitt von über 40 km/h. Für solche Fahrten empfiehlt Markus die familienfreien Tage unter der Woche.
Kronberg (AI)

Lage | Alpstein |
Länge | 7km |
Höhenlage | 1663 bis 891m ü.M. / 772m |
Hochtransport | Luftseilbahn |
Basis | Naturstrasse, Wiese |
Nachtbeleuchtung | Stirnlampenmiete |
Verpflegung | An Start, Ziel und dazwischen |
Tageskarte | 36 CHF (ab 3 Fahrten) |
Mehr Informationen | www.kronberg.ch |
Die Bahn ist teilweise steil, was aber nicht bedeutet, dass deswegen der Spassfaktor geringer ist. Mit 7km ist die Strecke lang genug, um nach der Hälfte eine Rastsätte in Form des Bergestraurants Scheidgegg mit Sonnenterrasse einzurichten. Stimmunsgdrückend können die Warteschlangen an Schönwetterwochenenden sein.
Pilatus (LU)

Lage | Oberhalb Kriens bei Luzern |
Länge | 3km und 4,8km |
Höhenlage | 1416 bis 1026m ü.M. / 390m |
Hochtransport | Gondelbahn |
Basis | Naturstrasse, Wiese |
Nachtbeleuchtung | nein |
Verpflegung | An Start und Ziel |
Tageskarte | 25 CHF (mit Halbtaxabo) |
Mehr Informationen | www.pilatus.ch |
Zwei Pisten führen von der Fräkmünttegg zur Krienseregg, eine eher steile, rot markierte über Wiesen und eine flachere, blau markierte auf einer Naturstrasse. Diese ist für Familien geeigneter, aber auch für Rodlerinnen und Rodler interessanter. Gegenseitige Rücksichtnahme ist daher Pflicht.
Grindelwald-Jungfrau «Eiger Run» (BE)

Lage | Jungfrauregion |
Länge | 13km, aufteilbar in 4 Teilstrecken |
Höhenlage | 2320 bis 943m ü.M. / 1377m |
Hochtransport | Gondelbahn und Zahnradbahn |
Basis | Natur- und Asphaltstrasse |
Nachtbeleuchtung | Ja, zusätzlich 29 CHF |
Verpflegung | An Start, Ziel und dazwischen |
Tageskarte | 45 CHF |
Mehr Informationen | www.jungfrau.ch/de-ch/schlitteln |
Hochgefahren wird mit dem Eiger-Express oder der Zahnradbahn zur Station Eigergletscher, faszinierendes Bergpanorama inklusive. Die Schlittelpiste, die auch als Safari angepriesen wird, führt via Kleine Scheidegg, weiter durch romantische Wälder via Brandegg nach Grindelwald. Der Abschnitt Alpiglen – Brandegg (3,5km) ist beleuchtet. Die Jungfrauregion ist ein Schlittelmekka. Eine Woche Schlittelferien und jeden Tag eine andere Bahn – das ist hier möglich. Der Höhepunkt ist der «Big Pintenfritz». Zum Start muss allerdings ab der Bergstation First 2½ Stunden auf das Faulhorn gewandert werden.
Melchsee-Frutt (OW)

Lage | Oberhalb Sarnen |
Länge | 8km |
Höhenlage | 1910 bis 1071m ü.M. / 830m |
Hochtransport | Gondelbahn und Sessellift |
Basis | Asphaltstrasse |
Nachtbeleuchtung | Ja, zusätzlich 37 CHF |
Verpflegung | Am Start und Ziel |
Tageskarte | 45 CHF |
Mehr Informationen | www.melchsee-frutt.ch |
Eine schöne, lange Bahn durch verschneite Wälder mit langen Geraden und engen Spitzkehren. So macht Schlitteln und Rodeln Spass. Hier liegt das «Dorf» oben, somit müsste auch oben übernachtet werden. Die «letzte» Talfahrt fände somit am nächsten Morgen mit Gepäck statt, ein Umstand der auch in Bergün bei einer Übernachtung in Preda nicht allen gefällt. Mit der Bahn runterfahren schmerzt das Schlittlerherz. Immerhin ist hier an der Bergstation ein ordentliches Après-Schlitteln möglich.
Hoch-Ybrig (SZ)

Lage | hinter Einsiedeln |
Länge | 2,5 km |
Höhenlage | 1483 bis 1092m ü.M. / 391m |
Hochtransport | Sessellift |
Basis | Naturstrasse, Wiese |
Nachtbeleuchtung | Nein |
Verpflegung | Am Start |
Tageskarte | Keine Angabe |
Mehr Informationen | www.hoch-ybrig.ch |
Das Schlittelangebot ist eine Ergänzung zum Skigebiet, wie dies bei vielen Wintersportdestinationen der Fall ist. Daher werden hier Schlittel- und Skitalabfahrt teilweise parallel geführt, was Rücksichtnahme von beiden erfordert.
Hochwang, St.Peter (GR)

Lage | Auf halbem Weg von Chur nach Arosa |
Länge | 3 km |
Höhenlage | 1868 bis 1515m ü.M. / 353m |
Hochtransport | Sessellift |
Basis | Naturstrasse, kurzer Wiesenabschnitt |
Nachtbeleuchtung | Nein |
Verpflegung | Am Start und Ziel |
Tageskarte | 34 CHF |
Mehr Informationen | www.hochwang.ch |
Das Skigebiet ist hoch gelegen und darum trotz Südhang überraschend schneesicher und trotzdem sehr sonnig, was sich positiv aufs Gemüt auswirkt. Der etwas flachere erste Teil ist paradiesisch für Rodlerinnen und Rodler. Teilweise geteilt mit Skipiste. Der Skiverkehr hält sich aber in Grenzen.
Goldingen-Atzmännig (SG)

Lage | Im Hinterland zwischen Wald ZH und Uznach |
Länge | 1,9 km |
Höhenlage | 1195 bis 840 m ü.M. / 355m |
Hochtransport | Sessellift |
Basis | Naturstrasse, Wiese, unten Asphaltstrasse |
Nachtbeleuchtung | Nein |
Verpflegung | Am Start und Ziel |
Tageskarte | 34 CHF |
Mehr Informationen | www.atzmaennig.ch |
Der Sessellift, der im Sommer die beliebte Sommerrodelbahn bedient, transportiert im Winter Schlitten nach oben. Nah gelegen, aber leider zu tief für Schneesicherheit.
Fideriser Heuberge (GR)

Lage | Prättigau |
Länge | 12 km |
Höhenlage | 2000 bis 893m ü.M. / 1103m |
Hochtransport | Bus |
Basis | Natur- und Asphaltstrasse |
Nachtbeleuchtung | Stirnlampe |
Verpflegung | Am Start und am Ziel im Dorf |
Tageskarte | 62 CHF inkl. Schlittenmiete |
Mehr Informationen | www.heuberge.ch |
Die Heuberge haben Kultfaktor. Der Hochtransport ist allerdings im Bus auf der Piste, was den Betrieb ziemlich einschränkt. Die Fahrt ist lang. Wer entspannt und zügig rodeln will, tut dies am besten während der Sperrzeit für Busse. So ist zwischen 14:30 und 16 Uhr kein Hochtransport möglich. Timing ist gefragt, sonst drohen lange Wartezeiten.
Bergün (GR)

Lage | Am Albulapass |
Verpflegung | An Start und Ziel |
Tageskarte | 30 CHF (mit Halbtax) |
Mehr Informationen | www.berguen-filisur.graubuenden.ch |
Albulapassstrasse
Länge | 4,4 km (ohne Gehabschnitte) |
Höhenlage | 1789 bis 1389 m ü.M. / 400 m |
Hochtransport | Bahn |
Basis | Asphaltstrasse |
Nachtbeleuchtung | Ja |
Darlux
Länge | 4,5 km |
Höhenlage | 2283 bis 1389 m ü.M. / 894 m |
Hochtransport | Sessellift |
Basis | Naturstrasse |
Nachtbeleuchtung | Nein |
UNESCO-Welterbe-Bahnfahrt inklusive. Mit zwei Top-Pisten wird hier viel Abwechslung zu einem fairen Preis geboten. Die Darlux-Piste verkaufen sie als Lauberhorn für Schlittler – nicht zu Unrecht. Am schönsten ist das Nachtschlitteln auf der beleuchteten Albulapassstrasse. Leider verfügt Bergün über zu wenig Übernachtungsangebote im Dorf, um dieses geniessen zu können, denn eine Heimreise ist nicht nur nach einem Après-Schlitteln in der Edelweiss-Bar schwierig.

Schlittelregeln des BfU: https://www.bfu.ch/de/ratgeber/schlitteln