Mailand hat diese besondere Mischung aus erhabenen Gebäuden, Stil, Eleganz und Unvollkommenheit. Auf den holprigen Strassen herrscht Verkehrschaos und in kleinen Bars trinken durchweg gut gekleidete Menschen einen schnellen Caffè. Wenn die Fashion Week ansteht, kann es übrigens passieren, dass man sich plötzlich hinter der nächsten Strassenecke in einer Ansammlung schöner Menschen wiederfindet, weil eine internationale Designerin zur Runway-Audition geladen hat.
Am frühen Abend füllen sich in Mailand die Bars mit kleinen Appetizern. Wer jetzt etwas Alkoholisches bestellt, bekommt vielerorts italienisches Fingerfood gratis dazu. Es ist diese Mischung aus Aperitivo-Kultur, Essen, Kultur und Mode, die mich seit Jahren regelmässig in die norditalienische Metropole zurückkehren lässt. Das sind meine Tipps für ein verlängertes Milano-Weekend.

Stilvoll und individuell übernachten: Hotels in Mailand
Der Stadtteil Navigli entlang des kleinen Kanals gleicht manchmal mehr einer touristischen Strandpromenade. Eine Bar reiht sich an die andere. Abends wird hier gefeiert. Trotzdem versteckt sich hier mein Lieblingshotel. Das Maison Borella ist ein französisch angehauchtes Boutique-Hotel in einem alten, sogenannten Mailänder Geländerhaus mit schönem Innenhof. Die Zimmer verfügen über Balkendecken und sind stilvoll und dezent eingerichtet. In den Räumen mit Fenster auf den Kanal kanns schon mal laut werden, deswegen lieber nach einem Zimmer mit Blick auf den Innenhof fragen.
Das Frühstück ist handverlesen und sehr empfehlenswert, ebenso wie das hauseigene Restaurant: Vor dem Schlafgengehen ein Ossobuco und ein Glas Wein, dann kann nichts mehr schiefgehen. Cleaner ist das Hotel Sonder Missori in der Nähe der gleichnamigen U-Bahn-Station. Hier ist es ruhiger, aber keine Angst, Bars für den Schlummer-Negroni gibt’s trotzdem in der Nähe.



Das Bed & Breakfast La Favia Milano hat nur sechs kleine, liebevoll eingerichtete Zimmer und ist ein Schmuckstück mit zwei Gartenterrassen. Die Unterkunft liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs und ist leider immer dann ausgebucht, wenn ich in der Stadt bin. Vielleicht hast du ja mehr Glück.
Risotto, Caffè und Drinks: Restaurants und Bars in Mailand
Eines vorweg: Für einen guten Cappuccino und ein Cornetto braucht es in Mailand keine Empfehlung, lass dich treiben und wenn dir nach einem schnellen Frühstück ist, mache einen Abstecher in die nächstbeste Bar. Verzehrst du alles am Tresen, ist es günstiger, als wenn du dich an einen Tisch setzt. Gute Focaccia bekommst du in der Focaccerie Genovesi, Via Plinio 5. Wenn dir der Sinn nach Brunch steht, ist das Crazy Cat Café ein guter Ort. Hier gibt’s nicht nur Heissgetränke aller Art und leckeren Brunch-Gerichte, sondern auch Katzen, die sie mit etwas Glück streicheln lassen.


Mailand ist voll von besonderen Cafés. So kann man zum Beispiel bei Tommy Hilfiger einkehren oder im obersten Stock des schicken Armani Hotels einen Cappuccino zu Schweizer Preisen trinken. Weniger edel geht’s im Mom Café zu, hierher komme ich, um mich am frühen Abend unter die jungen Locals zu mischen und in lockerer Atmosphäre einen Drink zu nehmen. Wenn sich der Hunger bemerkbar macht, geht’s ins Restaurant La Dogana del Buongusto. Die italienische Küche ist hervorragend, allein vier verschiedene Risotti alla Milanese stehen auf der Karte. Ein Paradies für Karnivoren ist La Taverna degli Amici, hier gibt’s Fleischgerichte aller Art in der Atmosphäre einer einfachen Quartierbeiz.
Auf das hippe La Gastronomia populare im Viertel Porta Romana bin ich zufällig gestossen. Hier waltet ein Duo, das ausgesuchte italienische Gerichte und gute Weine anbietet. Für Mailand gilt: Es gibt viele gute Restaurants, Bars und Cafés – einfach der Nase nach und das eine oder andere selbst ausprobieren. Wer gern tanzen geht: Auch die Mailänder Club-Szene ist riesig.


Goldener Turm, Dom und berühmte Oper: Kunst und Kultur in Mailand
Am Mailänder Dom kommt bei einem Besuch der Stadt niemand vorbei. Nur schon deswegen, weil die Kirche eine der grössten der Welt ist. Und ausgesprochen schön. Auf dem Vorplatz ein Selfie zu machen oder sich fotografieren zu lassen, gehört zum Mailandbesuch. Wenn du den Dom besuchen willst, solltest du rechtzeitig online ein Ticket buchen, gerade an Wochenenden hat man sonst keine Chance. Gleich links davon befindet sich die berühmte Galeria Emanuele Vittorio II, ein prunkvoller Durchgang mit gläsernem Dach und Mosaiken.


Achte auf den steinernen Stier auf dem Boden: Klingt seltsam, aber ihm auf die Hoden zu treten und sich dreimal, um die eigene Achse zu drehen, soll Glück bringen. In der Nähe des Hinterausgangs befindet sich die Scala, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Hier eine Vorstellung zu besuchen und sich unter das chice, musikaffine Publikum zu mischen, ist etwas Besonderes. Sollte dir der Sinn nach Kunst stehen, gibt’s in Mailand natürlich jede Menge Historisches zu sehen.
Ich liebe aber die zeitgenössische Kunst, wie sie die Fondazione Prada in ihrem Museum bietet. Der Gebäudekomplex in einer ehemaligen Industriebrache ist schon von aussen beeindruckend anzuschauen. Das sogenannte Haunted House ist ein Turm, der mit 200.000 Stückchen Blattgold ummantelt wurde. Mehr Wechselschauen gibt’s im HangarBicocca. Die ehemalige Industriehalle gehört zu den wichtigsten Ausstellungsstätten moderner und zeitgenössischer Kunst in Italien.



Fundstücke, grosse Namen und Designer-Schnäppchen: Einkaufen in Mailand
Mailand ist eine Modestadt. Alle grossen Designerinnen und Designer sind hier mit Shops und teilweise spektakulären Showrooms vertreten. Allein schon fürs Window-Shopping solltest du einmal die Via Della Spiga und die Via Monte Napoleone entlang flanieren. Lass dir auch die La-Rinascente-Filiale direkt neben dem Dom nicht entgehen. Im achtstöckigen Edel-Kaufhaus mit langer Tradition gibt’s nichts, was es nicht gibt. Kleinere Läden und gängige Brands findest du in der Via Torino zwischen Dom und dem Navigli-Quartier.

Ein Must ist für mich der Floh- und Antiquitätenmarkt, der im Kanalviertel am jeweils letzten Sonntag des Monats stattfindet. Wenn du kannst, schau auch im riesigen japanischen Tenoha Concept-Store vorbei. Was Shopping angeht, bin ich ein Fan von Outlets sowie Second-Season-Läden und davon gibt’s in Mailand einige. Nicht alle bieten gute Ware zu ebensolchen Preisen, aber in den DMAG-Outlets habe ich schon coole Pieces gefunden. Mein Geheimtipp: Zu Sale-Zeiten gibt’s dort Designer-Stücke zu super Preisen. Den Laden Intrend, der von aussen nach eher nach No-Name Kaufhaus aussieht, hat mir eine Mailänder Freundin empfohlen. Die Mode, die hier verkauft wird, ist von guter Qualität und stammt aus der Schmiede der Max Mara Fashion Group. Oft sind die Labels herausgeschnitten, dafür kostet ein Max-Mara-Mantel dann weniger als die Hälfte.
Hinkommen und rumkommen: Anreise Mailand

Von Zürich aus bist du mit dem Zug in 3,5 Stunden in Mailand. Auch die Anreise mit dem Flixbus kann ich empfehlen, solange man nicht in einen Stau vor der Grenze gerät. Der Busbahnhof Lampugnano in Mailand ist praktisch an die U-Bahn der Linie 1 angebunden. Eine Anreise mit dem Auto würde ich vermeiden, der Verkehr ist Mailand ist mehr als anstrengend und einen Parkplatz zu finden schwierig. Bei Falschparkern fackelt die Polizei nicht lange und man kann sein Auto gegen einen horrenden Betrag dann irgendwo wieder auslösen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nicht zu empfehlen! Wie für jede Stadt gilt für Mailand ganz besonders: Bei Sonne ist es schöner, bei Regen kann die Stadt sehr grau daherkommen. Vor der Abreise besser den Wetterbericht checken. Wichtig zu wissen: Während der Fashion-Week oder der Möbelmesse schnellen die Hotelpreise in die Höhe.
Isabels Bonus-Tipp:
Gegen Geld ist es möglich, aufs Dach des Mailänder Doms zu steigen und die kunstvollen Zinnen zu bestaunen. Wer sich das Geld sparen will, fährt im Kaufhaus La Rinascente in den obersten Stock, nimmt einen Drink im Panoramarestaurant und schaut von hier aus aufs schmuckreiche Domdach. Die Kirche und das Kaufhaus trennt nämlich nur eine Strasse.