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Stell dir vor, du buchst einen Flug von Berlin nach Catania mit einem Zwischenstopp in Rom. Dein eigentliches Ziel ist Rom, aber statt den Direktflug zu buchen, wählst du die günstigere Verbindung mit dem Umweg über Catania. In Rom steigst du einfach aus und lässt den letzten Abschnitt nach Sizilien verfallen. Dieser Trick nennt sich Skiplagging – und immer mehr Reisende kommen auf den Geschmack. Fluggesellschaften drohen mit teuren Folgen. Wir haben den Rechtsanwalt Rolf Metz gefragt, ob Skiplagging wirklich illegal ist.

Was ist Skiplagging?

Skiplagging, auch als „Cross Ticketing“ oder „Überkreuzbuchung“ bekannt, basiert auf einem einfachen Prinzip: Flüge mit Zwischenstopps sind oft günstiger als Direktflüge. Statt also den teureren Direktflug zu buchen, kaufen einige cleverere Reisende ein Ticket für eine Verbindung mit einem Zwischenstopp an ihrem Wunschziel und lassen den Rest des Fluges ungenutzt. Die Idee ist simpel, der finanzielle Anreiz gross – schliesslich spart man auf diese Weise nicht selten dreistellige Beträge.

Dieser Trick funktioniert aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Entscheidend ist, dass du nur Handgepäck dabei hast, denn aufgegebenes Gepäck wird automatisch zum Endziel transportiert. Der Begriff «Skiplagging» setzt sich aus den englischen Wörtern «skip» (überspringen) und «lag» (zurückbleiben) zusammen. 

Der Trick wird immer beliebter

Dank Skiplagging kann man oft mehrere Hundert Franken pro Ticket sparen. Gerade bei Langstreckenflügen und Verbindungen mit begehrten Zielen kann der Preisunterschied beträchtlich sein. In den letzten Jahren hat dieser Trick immer mehr Aufmerksamkeit erregt, auch dank Websites wie „Skiplagged.com“, die gezielt nach solchen Verbindungen suchen.

Besonders junge Reisende und digitale Nomaden, die viel unterwegs sind und jeden Rappen zweimal umdrehen, nutzen diesen Trick gerne, um die Reisekosten zu senken. Doch Fluggesellschaften passt diese Strategie nicht. Sie drohen Reisenden immer wieder, dass sie den nicht angetretenen Anschlussflug in Rechnung stellen werden.

Mögliche Konsequenzen von Skiplagging

Wenn du dabei erwischt wirst, dass du den letzten Abschnitt deines Fluges nicht antrittst, kann die Airline verschiedene Massnahmen ergreifen:

  • Nachzahlungen und Strafgebühren
    Fluggesellschaften können den ursprünglichen Flugpreis nachkalkulieren und dir die Differenz zum eigentlichen Direktflug in Rechnung stellen. Aber: Bisher ist kein Fall bekannt, in dem das tatsächlich passiert ist (Stand 6.9.2024).
  • Stornierungen und Sperren
    Einige Airlines haben Passagiere bereits von zukünftigen Flügen ausgeschlossen. Besonders hart traf es einen Teenager in den USA, der über eine Skiplagging-Website gebucht hatte und daraufhin von American Airlines für drei Jahre gesperrt wurde.
  • Rechtliche Schritte?
    2018 klagte die Lufthansa gegen einen Passagier, der von Seattle über Frankfurt nach Oslo geflogen war und dann den Flug Frankfurt Oslo verfallen liess. Die Airline forderte Nachzahlungen von 2112 Euro plus Zinsen. Allerdings verlor die Lufthansa die Klage, weil die Zusammensetzung der Kosten intransparent für den Passagier war.

Das Fazit: Fluggesellschaften drohen damit, dass sie den Fluggästen, die diesen Trend nutzen, den tatsächlichen Preis für die Strecke nachträglich in Rechnung stellen. «Gemäss den Transportbedingungen der Fluggesellschaften müssen die Flugstrecken wie gebucht abgeflogen werden», erklärt Rolf Metz, Rechtsanwalt und juristischer Berater für Tourismusunternehmen. «Andernfalls darf die Fluggesellschaft den Preis neu berechnen und nachbelasten. Ob das rechtlich zulässig ist, ist umstritten», so der Experte. Er warnt: «Das kann daher ganz schön teuer werden.»

Warum das für Airlines ein Problem ist

Wenn ein Flugzeug nicht voll besetzt ist, verlieren die Airlines Einnahmen, und es kann zu Fehlkalkulationen bei der Planung kommen. Besonders bei Anschlussflügen, die aufeinander abgestimmt sind, kann ein fehlender Passagier den gesamten Ablauf stören. Darüber hinaus sind Fluggesellschaften darauf angewiesen, genaue Prognosen über die Auslastung ihrer Flüge zu erstellen. Jeder nicht angetretene Flugabschnitt verzerrt diese Daten, was langfristig zu weniger zuverlässigen Verbindungen und möglicherweise höheren Ticketpreisen führen kann. Doch ist Skiplagging wirklich ein Problem? «Man merkt schon, dass es einen Hype gibt. Immer mehr Webseiten zeigen, mit welchen Flugverbindungen man Geld sparen kann, wenn man nur einen Teil der Reise antritt», erklärt Metz.

Ist Skiplagging illegal?

Skiplagging bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. In den Beförderungsbedingungen der meisten Airlines ist festgelegt, dass der Flug in der gebuchten Reihenfolge angetreten werden muss. Brichst du diese Regel, verletzt du den Vertrag mit der Fluggesellschaft. Airlines haben deshalb das Recht, den Flugpreis neu zu berechnen oder den Flugschein komplett zu annullieren. Rechtsexperten warnen daher: Wer auf Skiplagging setzt, riskiert rechtliche Probleme und mögliche Sperren. Je mehr Menschen sich für den Trick entscheiden, desto härter werden Fluggesellschaften vorgehen. 

Jenny

Meine ideale Vacation ist die Lonelycation. Meine Reisen führen mich an abgelegene Seen, in stille Berglandschaften oder an einsame Küsten. Für mycation suche die unentdeckten und geheimen Flecken der Welt.

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