mycation Contributor Ferris hatte sich geschworen, niemals eine Kreuzfahrt zu machen – zu viele Menschen, zu wenig Freiheit, zu viel Klischee. Doch dann kam ein spontaner Entschluss nach einer Weindegustation, und plötzlich fand er sich an Bord der AIDA Cosma wieder. Was als skeptisches Experiment begann, entwickelte sich zu einer überraschenden Entdeckung. Würde er es wieder tun? Die Antwort sowie seine 10 Tipps für eine stressfreie Kreuzfahrt gibt es hier.

Warum ausgerechnet eine Kreuzfahrt?
Ich war mir sicher: Eine Kreuzfahrt? Niemals! Ich liebe Individualreisen, bei denen ich selbst entscheide, wohin es geht und wie lange ich bleibe. Die Vorstellung, mit tausenden Menschen auf engem Raum gefangen zu sein, stresste mich. Ich sah vor meinem inneren Auge überfüllte Buffet-Restaurants, langweilige Tage auf hoher See, Massenausflüge mit Busladungen an Touristen – und natürlich den Umweltaspekt.
Doch dann kam ein feuchtfröhlicher Abend in Wien. Nach einer ausgedehnten Weindegustation buchten meine Freunde und ich – in bester Laune und mit etwas Promille im Blut – spätabends über die Hotline spontan eine AIDA-Kreuzfahrt. Acht Tage auf der AIDA Cosma von Las Palmas über Madeira und die Kanaren. Ich erzählte fast niemandem von meinem Vorhaben, weil ich mich fühlte, als hätte ich ein Ticket für ein Helene Fischer Konzert gekauft. Sieben Monate später stand ich am Hafen von Las Palmas in Gran Canaria – und war plötzlich doch ein bisschen aufgeregt.
Der erste Eindruck: viel grösser als gedacht
Dort lag sie: ein gigantisches, 20 Decks hohes Schiff mit Infinity-Pool, Wasserrutschen und Platz für 6’500 Passagiere und 1’400 Crew-Mitglieder. Ich fühlte mich winzig vor dem 337 Meter langen Schiff. Die AIDA Cosma stiess im Februar 2022 zur Flotte und wird mit umweltfreundlichem Flüssiggas (LNG) angetrieben. Das klang für mich nach einem relativ neuen, sicheren und sauberen Schiff. Schon beim Boarding erlebte ich die ersten positiven Überraschungen:
✔ Schnelles und einfaches Boarding:
Als ich um 16 Uhr bei der sympathischen AIDA Mitarbeiterin eincheckte, gab es keine Warteschlangen, und ich war innert zehn Minuten in meiner Kabine. Auch mein Gepäckstück wurde zehn Minuten später bereits geliefert. Hier lohnt es sich übrigens, die vorab zugeschickte Kofferetikette zu laminieren, damit sie nicht verloren geht.
✔ Perfekte Kabinenwahl:
Meine Comfort Deluxe-Kabine am Heck auf Deck 12 hatte nicht nur viel Platz, sondern auch einen grossen Balkon mit gemütlicher Hängematte, zwei Sesseln und zwei Liegestühlen. Ideal, um sich jederzeit zurückziehen zu können. Praktisch fand ich auch die grossen Kleiderschränke – einmal eingeräumt, musste ich meinen Koffer nicht mehr anrühren und hatte mein Hotelzimmer für die nächsten acht Tage immer dabei.
Schon der erste Rundgang war beeindruckend – und länger als gedacht. Wasserrutschen auf einem Kreuzfahrtschiff? Ein riesiges Fitnessstudio mit Meerblick? Ein mehrstöckiger Indoor-Spielplatz für Kinder? Die AIDA Cosma schien alles zu bieten – vom Minigolfplatz über einen Escape-Room bis zur eigenen Brauerei. Während ich Deck für Deck erkundete, wurde mir schnell klar: Dieses Schiff ist so weitläufig, dass ich mein tägliches Ziel von 10’000 Schritten spielend erreichen würde – und das ganz ohne Laufband.
Aber da war doch noch das leidige Thema der Sicherheitsübung am ersten Tag. Zum Glück viel entspannter als erwartet. Kein Menschenauflauf mit Schwimmwesten, stattdessen ein dreiminütiges Video auf der Kabine und ein kurzer Check-in am Sammelpunkt – fertig.
Am ersten Abend gönnten wir uns einen Sundowner in der Lanai Bar, direkt am Heck des Schiffes. Die Sonne versank über Las Palmas, während wir unsere ersten Cocktails schlürften. Als es dunkel war, wurde es plötzlich feierlich: Das Schiff legte ab, die Leinen wurden eingeholt, und aus den Lautsprechern ertönte «Sail Away» von Enya. Die AIDA Cosma begann langsam ihre Fahrt hinaus auf den Atlantik, während die Hafenlichter kleiner wurden und viele Passagiere an Deck dem Spektakel mit leuchtenden Augen zusahen. Ein Gänsehautmoment – und das Beste daran? Dieses Ritual sollte sich die nächsten sieben Nächte wiederholen.



Kulinarik und Bordleben: Vielfalt statt Kantinen-Feeling
Essen an Bord war eine meiner grössten Sorgen – überfüllte Buffets mit mittelmässiger Qualität? Weit gefehlt. Die AIDA Cosma bietet 17 verschiedene Restaurants mit beeindruckender Auswahl. Darunter sind fünf Buffet-Restaurants, wo man ohne Tischreservation und ohne Zusatzkosten Getränke und Speisen geniessen kann. Aufgrund meiner genannten Dichtestresssorgen verzichtet ich auf Buffets und reservierte stattdessen für jeden Abend ein anderes Spezialitäten-Restaurant. Dort wurde ich vom superfreundlichen Service-Personal direkt am Tisch bedient, musste einfach für die Getränke bezahlen.
Meine Lieblingsrestaurants an Bord der AIDA Cosma:
- Beach House: coole und helle Strandhaus-Atmosphäre, vielfältige Auswahl aus der modernen Crossover-Küche.
- Mamma Mia: hausgemachte Pasta, die besser schmeckte als in manchen Italienferien.
- French Kiss: französische Küche in charmantem Brasserie-Ambiente, ideal für Feinschmecker.
Und die Getränke? Überraschend faire Preise: Ein Softdrink gab’s für 2,50 €, Cocktails ab 8 € und eine Flasche Wein (Pinot Grigio) ab 27,50 €. Für besonders durstige Landratten hätte sich zudem das “All you can drink”-Getränkepaket für 34,90 € pro Tag gelohnt, allerdings müssten dann alle Personen in derselben Kabine das Paket buchen.



Abends wartete Entertainment auf höchstem Niveau – und, zu meiner Erleichterung, ohne peinliche Ballermann-Animation. Als ich die AIDA buchte, hatte ich nämlich bereits Angst, jeden Abend auf dem Schiff mit billigem Animationsprogramm “vergewaltigt“ zu werden. Doch weit gefehlt. Stattdessen gab es ein vielseitiges Entertainment-Angebot für alle Niveaus und Altersklassen. Von hochwertigen Live-Shows im dreistöckigen Theatrium über eine eigene AIDA-Version von „The Voice“ (bei der sich mutige Gäste auf der Bühne beweisen konnten) bis hin zur Silent Disco auf dem Oberdeck – Langeweile? Fehlanzeige! Wer es eher rustikal und feuchtfröhlich mochte, wurde beim Frühschoppen im Brauhaus fündig, wo die ersten Passagiere schon um 11 Uhr auf den Bänken standen und zu Wiesn-Hits schunkelten. Kurz gesagt: Jeder fand hier sein persönliches Unterhaltungsprogramm – und zwar ganz ohne Zwang.


Seetag und Landausflüge: ständige Abwechslung
Mein grösster Horror aber war der Seetag. Mit 6’500 Passagieren gleichzeitig auf dem Schiff sein – wie sollte das gutgehen? Ich stellte mir überfüllte Decks, kilometerlange Schlangen an den Buffets und allgemeine Platzangst vor. Doch die Realität sah anders aus. Zugegeben, die Liegestühle auf dem Oberdeck waren schnell belegt, aber das störte mich nicht – schliesslich hatte ich meinen eigenen Balkon mit Liegestuhl und Hängematte. Und wer sich ein bisschen antizyklisch bewegte, fand auch auf den Aussendecks immer noch ein ruhiges Plätzchen.
Ich hatte auf dieser Reise zwei Seetage während der Strecke zwischen den Kanaren und Madeira. Und was soll ich sagen? Sie vergingen schneller als gedacht.
Meine Höhepunkte an Bord der AIDA Cosma:
- Fitnessstudio mit Meerblick – Radfahren auf dem Deck, während der Atlantik vorbeizieht. Mit dem Wind in den Haaren und dem Blick aufs offene Meer wurde das zur vielleicht coolsten Sporteinheit meines Lebens.
- Escape Room & Minigolf – Perfekt für alle, die ein bisschen Abwechslung suchen.
- Internet? Lieber nicht! – Die Bordpakete waren teuer, also blieb ich für einen echten Digital Detox einfach mal einen Tag offline.
Und dann war da noch der Morgen danach: Das Beste an einer Kreuzfahrt ist vielleicht, dass jeder neue Tag eine Überraschung bringt. Man öffnet die Vorhänge – und plötzlich liegt eine neue Stadt, ein neuer Hafen direkt vor einem.
Auch die Landausflüge machten die Reise spannend und abwechslungsreich. Natürlich hatte ich meine Tagesausflüge selbst organisiert – ich wollte auf keinen Fall in einer Busladung von 50 Mitpassagieren durch enge Gässchen gekarrt werden. Stattdessen zog ich es vor, die Häfen und Städte auf eigene Faust zu erkunden, sei es mit der Seilbahn in Funchal oder einem Mietwagen auf Lanzarote. Mehr Freiheit, weniger Stress – genau mein Stil.





Mein Fazit: Ich komme wieder!
Ich hätte es nie gedacht, aber die AIDA Cosma hat mich überzeugt. Die Mischung aus Freiheit, Komfort und Erlebnissen war für mich perfekt – kein Zwang, keine Langeweile, keine Massenabfertigung. Für das, was geboten wurde, war das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser acht Tage wirklich fair.
Würde ich es wieder tun? Definitiv! Vielleicht das nächste Mal eine Norwegen-Route oder die Karibik. Und vielleicht würde ich auch mal einen anderen Kreuzfahrtanbieter wie MSC oder Mein Schiff ausprobieren – einfach, um den Vergleich zu haben. Denn eines muss ich zugeben: AIDA war schon sehr deutsch. Dafür waren die Gespräche meiner Mitreisenden oft das beste Entertainment-Programm an Bord. Da wurden am Buffet Käsebrötchen mit militärischer Präzision beschrieben, die Bierpreise akribisch mit denen der heimischen Stammkneipe verglichen und über die „unverschämt hohen“ 2,50 € für ein Softgetränk philosophiert.
Ob ich also beim nächsten Mal lieber mit Italienern um den besten Espresso wetteifere oder mit Briten über die perfekte Zubereitung von Fish & Chips diskutiere? Wer weiss. Aber eines steht fest: Die Kreuzfahrt-Welt hat mich nicht zum letzten Mal gesehen!

Meine 10 Tipps für eine stressfreie Kreuzfahrt:
✅ Vorab Daten und Kreditkarteninfos im Onlineportal hinterlegen – Spart beim Check-in und Check-out enorm viel Zeit.
✅ Kabine clever wählen – Eine Heckkabine mit Balkon bietet mehr Ruhe, Platz und einen grandiosen Ausblick.
✅ Restaurants im Voraus reservieren – Sonst sind die Plätze in den beliebtesten Restaurants schnell weg.
✅ Zur richtigen Einschiffungszeit ankommen – Mitten am Nachmittag ist das Boarding ruhiger und entspannter als mittags oder kurz vor Abfahrt.
✅ Getränkepaket genau kalkulieren – Oft sind die Einzelpreise fair, sodass sich das Paket nicht für jeden lohnt.
✅ Sicherheitsübung direkt nach dem Boarding erledigen – Dauert nur ein paar Minuten.
✅ Sich an Seetagen antizyklisch verhalten – Die meisten Passagiere folgen ähnlichen Routinen, daher früher oder später essen als alle anderen.
✅ Landausflüge selbst organisieren – Günstiger und individueller als die Angebote auf dem Schiff.
✅ Taxis ausserhalb des Hafens nehmen – Oft viel günstiger als direkt beim Schiff.
✅ Internetkosten beachten – Bord-WLAN ist teuer, ein echter Digital Detox lohnt sich!